Kirche fordert bessere Rahmenbedingungen im Kampf gegen Hunger

Die Wurzel des Übels

Veröffentlicht am 16.10.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Nahaufnahme eines kranken Kindes mit verletztem Arm
Bild: © KNA
Welternährungstag

Bonn ‐ Zum heutigen Welternährungstag haben Vertreter der Kirche die Politik in Deutschland zu einem stärkeren Kampf gegen den Hunger in der Welt aufgefordert. "Für ein wirtschaftlich starkes Land wie Deutschland muss es eine Kernaufgabe sein, eine armenorientierte und wirksame Entwicklungsarbeit zu leisten", sagte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. "Die neue Regierung muss den Kampf gegen Hunger endlich ernstnehmen. Soziale Gerechtigkeit darf kein leeres Versprechen bleiben."

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Hunger sei die Wurzel von Krankheit, Kriegen und Flucht, so Schick weiter, der auch Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz ist. "Katastrophen wie der Tod von Hunderten von Flüchtlingen vor Lampedusa wiederholen sich, so lange es nicht genug zu essen gibt für alle Menschen."

Bei der Bekämpfung des Hungers ist laut Schick aber nicht nur die Politik gefordert: "Der Klimawandel, den wir in den Industrienationen verursachen, ist einer der Hauptgründe für den Hunger in der dritten Welt." Jeder Einzelne solle daher Energie sparen, sich bewusst ernähren und auf überflüssigen Konsum verzichten.

Hilfswerke für Stärkung der lokalen Landwirtschaft

Auch das katholische Hilfswerk Misereor richtet sich zum heutigen Tag mit einem Appell an die Politik. Gemeinsam mit dem Dachverband der Biobranche in Deutschland und der afrikanischen Nichtregierungsorganisation INADES fordert man die künftige Bundesregierung zu einem Kurswechsel in ihrer ländlichen Entwicklungspolitik auf. "Statt auf symbolische Partnerschaften mit dem Agribusiness zu setzen solle die neue Bundesregierung mindestens zehn Prozent ihrer Entwicklungsgelder in bäuerliche Landwirtschaft investieren“, heißt es in der Erklärung.

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Video: © Misereor

Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff und Misereor erklären, warum sie den Hunger satt haben.

"Gerade gegenüber den afrikanischen Regierungen wäre dies ein starkes Zeichen", sagte Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks für Entwicklungszusammenarbeit. Vor zehn Jahren hätte sich die afrikanische Staatengemeinschaft verpflichtet, zehn Prozent ihrer Staatshaushalte in die Landwirtschaft zu investieren, so Spiegel weiter. Von den 40 beteiligten Staaten seien dem bislang aber nur acht Regierungen nachgekommen.

"Um unsere Ernährung langfristig sichern zu können, müssen wir die Natur bewahren, damit sie uns weiterhin ihre Ressourcen zur Verfügung stellt und wir gesunde Nahrungsmittel erzeugen können", sagte wiederum Annette Funke, Fachreferentin für Ernährung im Kindermissionswerk "Die Sternsinger". Gerade für Kleinbauern sei eine naturverträgliche Landwirtschaft besonders attraktiv, so Funke weiter. "Durch naturverträgliche Landwirtschaft und Förderung der Artenvielfalt verbessern sie ihre eigene Ernährung kostengünstig und nachhaltig."

Der Welternährungstag macht seit 1979 auf den Hunger in der Welt aufmerksam. Der 16. Oktober wurde ausgewählt, weil 1945 an diesem Tag von den Vereinten Nationen die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) gegründet wurde. Sie hat die Aufgabe, die weltweite Ernährung sicherzustellen. Nach Angaben der FAO hungerten im Jahr 2012 weltweit rund 842 Millionen Menschen. (meu)