Der Himmel ist voller Ordensleute

Jesuiten-Dichter und Jesuiten-Wissenschaftler mit Asteroiden geehrt

Veröffentlicht am 29.04.2025 um 12:07 Uhr – Lesedauer: 

Paris ‐ Weit über 40 Asteroiden zwischen Mars und Jupiter tragen den Namen von Jesuiten – jetzt sind zwei weitere dazugekommen. Der eine ist ein Poet, der andere Wissenschaftler. Nur Papst Franziskus fehlt noch.

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Zwei weitere Jesuiten werden mit Asteroiden geehrt. Der spanische Wissenschaftler Gonzalo Palacios de Borao (1894–1967) und der polnisch-litauische Dichter Matthias Casimirus Sarbievius (1595–1640) sind Namenspaten für Himmelskörper im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Das teilte die für die Namensgebung zuständige Arbeitsgruppe der Internationalen Astronomischen Union (IAU) mit. Die offiziellen Namen der Asteroiden sind (17873) Palaciosdeborao und (450737) Sarbievius.

Sarbievius, auf polnisch Maciej Kazimierz Sarbiewski, gilt als Europas bedeutendster lateinischer Dichter des 17. Jahrhunderts. Er war Professor für Rhetorik, Philosophie und Theologie an der Universität Vilnius in Litauen und wurde 1635 zum Prediger von König Władysław IV. Wasa ernannt. Der nach Sarbievius benannte Asteroid wurde von dem litautischen Astronomen Kazimieras Černis entdeckt, der bereits zuvor Himmelskörper unter anderem nach dem Beichtvater der heiligen Faustyna und dem Gegenreformator Piotr Skarga benannt hatte.

Palacios reiht sich dagegen in die Reihe von wissenschaftlich tätigen Jesuiten ein, nach denen Asteroiden benannt sind. Der promovierte Philosoph, Theologe und Mediziner war Präsident der Universität von Bombay (heute Mumbai) und Professor für Elektronenmikroskopie an der katholischen Universität in Caracas (Venezuela).

Über 40 Jesuiten im Weltall – Franziskus fehlt noch

Bisher sind vor allem Jesuiten im Weltraum verewigt: Über 40 Asteroiden sind nach Angehörigen des Ordens benannt. Zumeist handelt es sich dabei um Ordensleute, die als Wissenschaftler an der Vatikanischen Sternwarte forschten. Ein besonders prominenter Jesuit fehlt derzeit jedoch noch am Nachthimmel: Papst Franziskus ist bislang kein Pate für einen Asteroiden. Anders ist es bei seinem Vorgänger: Papst Benedikt XVI. hat schon als Präfekt der Glaubenskongregation seit 2000 seinen Platz im Asteroidengürtel als (8661) Ratzinger – die Asteroidentaufe sollte ihn für seine Entscheidung ehren, die Archive der Inquisition für die Wissenschaft geöffnet zu haben.

Die Benennung von Asteroiden ist ein mehrstufiger Prozess. Ein neuer Himmelskörper wird registriert, wenn er von einem Beobachter an zwei aufeinanderfolgenden Nächten beobachtet wird. Die Sichtungen müssen dann dem "Minor Planet Centre" der IAU gemeldet werden, das eine provisorische Identifikationsnummer vergibt. Anschließend werden frühere Sichtungen von bislang unidentifizierten Himmelskörpern mit der neuen Sichtung abgeglichen, eventuelle Doppelungen werden zusammengeführt. Sobald aus den Daten eine genaue Umlaufbahn ermittelt werden kann, erhält der Asteroid eine permanente Nummer. Das Recht, einen Namen auszuwählen, kommt dem Forscher zu, der genügend Daten für die Berechnung des Orbits geliefert hat, also nicht notwendig dem ersten Entdecker. Der Namensvorschlag wird dann von der Arbeitsgruppe für die Benennung kleiner Himmelskörper geprüft und schließlich offiziell veröffentlicht. (fxn)