Wenn der Papst beim Osterfrühstück stirbt
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"Der Papst ist tot", sagt mein Mann, als ich gerade das Frühstücksgeschirr zusammenräumen will. "Ehrlich?", frage ich obligatorisch und schnappe mir zeitgleich bereits mein Handy, auf dem sich schon einige Nachrichten aus der Redaktion gesammelt haben. Pflichtgemäß melde ich mich umgehend bei meinem Arbeitgeber.
Der Tod des Pontifex ist für ein kirchliches Nachrichtenportal natürlich ein Großereignis. Wenngleich ein besonders trauriges. Es gibt einen groben Ablaufplan, aber dennoch ist eigentlich alles ein bisschen so, wie in der Führerscheinprüfung einem Krankenwagen zu begegnen – schwer skalierbar. Für meine Kinder war die Situation noch schwerer begreiflich.
Tod am Frühstückstisch?
"Ist er beim Frühstück gestorben? Und was ist eigentlich ein Papst?", plapperte meine kleine Tochter drauf los. "Der Papst ist ein älterer Mann und der oberste Chef der Kirche. Er leitet die Kirche in der ganzen Welt und wenn er stirbt, sind viele Menschen sehr traurig", versuchte ich eine Antwort. "Ist er jetzt im Himmel?", fragte sie weiter. Ich nicke. "Da wohnt der Opa meiner Freundin Lisa auch", sagte die Dreieinhalbjährige.
Ich gebe zu: Ich mag sie, diese kindliche Logik. Keine theologischen Debatten über Auferstehung, kein Streit um Jenseitsvorstellungen. Kinder wissen, was für sie Himmel ist. Und das ist der Ort, an dem die Menschen sind, die sie liebhaben. Punkt. Denn seien wir ehrlich: Auch wir Erwachsenen hätten das manchmal lieber. Statt komplizierter Ewigkeitstheorien ein Bild vom Himmel als wolkiger Spielplatz, in dem die Engel Plätzchen backen, Opas Fußball spielen und Omas Geschichten erzählen.
Der Himmel hat eine Adresse
Die Kirche gibt sich beim Thema Tod und Ewigkeit ja oft sehr wortgewaltig. Und auch immer etwas unkonkret. Kein Wunder, dass wir uns da manchmal schwertun. Kinder dagegen haben es viel klarer: Wenn sie sagen "Lisas Opa ist jetzt im Himmel", dann sprechen sie nicht von einer Metapher, sondern von einer handfesten Ortsangabe, gleich einer Adresse.
Die Antworten auf große Lebensfragen sind für Kinder oft viel naheliegender als für uns Erwachsene. Sie fragen direkt: "Wo ist der jetzt?", "Ist der traurig, dass er tot ist?", "Hat er Gott schon gesehen?". Und während wir Erwachsene noch nach den richtigen Worten suchen, dabei ein bisschen ins Schwitzen geraten, haben sie längst entschieden: Natürlich ist er jetzt oben. Und ja, er hat Gott gesehen. Und der hat ihm wahrscheinlich einen guten Platz gegeben. Gleich neben Lisas Opa. Und das ist es, was Kirche manchmal braucht: weniger Protokoll, mehr Herz.
Mein Sohn hatte sich das Gespräch zwischen mir und seiner kleinen Schwester genau angehört und sagte pragmatisch: "Mama, aber wenn der Chef von der Kirche jetzt tot ist, dann musst du doch nicht mehr arbeiten."