Ein statistischer Blick auf die Papstwähler
133 Kardinäle ziehen an diesem Mittwoch in die Sixtinische Kapelle ein, um ein neues Kirchenoberhaupt zu wählen. Auch wenn das keine Vorgabe ist: Es ist höchstwahrscheinlich, dass der künftige Pontifex aus ihren Reihen kommen wird. Insgesamt besteht das Kardinalskollegium aktuell aus 252 Männern. 136 hatten am Tag vor dem Eintritt der Sedisvakanz, die am Todestag von Papst Franziskus begann, ihr 80. Lebensjahr noch nicht vollendet – und sind damit eigentlich wahlberechtigt. Zwei davon verzichten aus gesundheitlichen Gründen auf die Teilnahme am Konklave: der emeritierte Erzbischof von Valencia, Antonio Canizares Llovera, und der emeritierte Erzbischof von Nairobi, John Njue.
Einen Sonderfall stellt der italienische Kardinal Giovanni Angelo Becciu dar. Der emeritierte Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse und frühere Substitut im Staatssekretariat erhebt nicht mehr den Anspruch, nach seinem Rücktritt von allen Rechten des Kardinalats von Papst Franziskus rehabilitiert worden zu sein. Der Status des wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten von einem Vatikangericht verurteilten Kardinals ist seit Jahren unklar; zunächst hatte Becciu selbst angekündigt, an der Papstwahl teilnehmen zu wollen.
Die 133 Wähler ergeben das größte Konklave in der Kirchengeschichte. Die Zahl übersteigt die einst von Johannes Paul II. beschlossene Richtzahl von 120. Beim Konklave 2013 waren es noch 115 Kardinäle (bei 117 Wahlberechtigten).

133 Kugeln mit Zahlen darauf für die 133 Papstwähler liegen auf einem Brett neben weiteren Wahlhilfen vor dem anstehenden Konklave in der Sixtinischen Kapelle.
Altersstruktur
Im Durchschnitt sind die 133 Papstwähler 70,3 Jahre alt und seit rund sieben Jahren Purpurträger. Damit ist das diesjährige Konklave etwas jünger als das bislang letzte im Jahr 2013. Damals lag der Altersdurchschnitt bei 71,6 Jahren.
54 der Kardinäle im Konklave sind 75 Jahre oder älter, 15 sind unter 60. Der jüngste von ihnen ist Mykola Byczok, Bischof der ukrainisch griechisch-katholischen Eparchie Sankt Peter und Paul im australischen Melbourne (geboren am 13. Februar 1980). Der älteste Papstwähler ist Carlos Osoro Sierra, der emeritierte Erzbischof von Madrid (geboren am 16. Mai 1945).
Die Berechtigung zur Teilnahme am Konklave knapp verpasst hat dagegen George Alencherry, emeritierter syro-malabarische Großerzbischof von Ernakulam-Angamaly (Indien). Er wurde am 19. April – und damit zwei Tage zu früh – 80 Jahre alt.
Ernennungen
Der verstorbene Papst Franziskus hat in seiner Amtszeit insgesamt 163 Kardinäle ernannt. Von diesen werden 108 am Konklave teilnehmen. 20 Papstwähler wurden von Benedikt XVI. kreiert, fünf stammen noch aus dem Pontifikat von Johannes Paul II. Damit wurden 81 Prozent der Kardinäle, die zur Wahl des künftigen Papstes berechtigt sind, von Franziskus ernannt.
Dienstältester Kardinal ist Vinko Pukjic (79), emeritierter Erzbischof von Vrhbosna (Bosnien). Er wurde am 26. November 1994 durch Johanns Paul II. ernannt. Die Dienstjüngsten sind diejenigen, die beim Konsistorium am 7. Dezember 2024 von Franziskus ernannten wurden. Darunter sind der bereits erwähne Byczok, aber auch der Erzbischof von Belgrad, Ladislav Nemet, oder der Erzbischof von Porto Alegre und Vorsitzende des Lateinamerika-Bischofsrates CELAM, Jaime Spengler.
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Kontinente
In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Kräfteverhältnisse in der Weltkirche verschoben. Gerade in Asien und Afrika wächst die katholische Kirche rasant, während Europa diesbezüglich zunehmend zur Peripherie wird. Das spiegelt sich allmählich – aber noch keinesfalls konsequent – auch in der Herkunft der Papstwähler wider: 52 Konklave-Kardinäle kommen aus Europa, Asien stellt 23 Wähler, Lateinamerika (mit Mexiko) 21, Afrika 17, Nordamerika 16 und Ozeanien 4.
2025 stammen somit nur noch 39 Prozent der Konklave-Kardinäle aus Europa – bei der Wahl von Franziskus 2013 waren es mit 52 Prozent noch mehr als die Hälfte. Doch auch der Blick auf Afrika überrascht. Der Kontinent dürfte, was die Katholikenzahl angeht, in wenigen Jahren Europa einholen. Im Vergleich dazu ist die aktuelle Zahl seiner Papstwähler ziemlich gering.
Länder
Schlüsselt man die Zahlen nach den einzelnen Staaten auf, ergibt sich an der Spitze ein Bild, das wenig überrascht: Auf Platz 1 liegt Italien (17). Viele Bischofssitze dort sind traditionell mit dem Kardinalat verbunden – auch wenn sich gerade Papst Franziskus nicht immer daran gehalten hat. Dazu kommen traditionell viele Kurienkardinäle aus Italien. Auf Platz zwei liegen die USA mit zehn wahlberechtigten Kardinälen, gefolgt von Brasilien mit sieben. Frankreich (5) ist Vierter, Spanien, Portugal, Polen, Argentinien, Kanada und Indien (jeweils 4) teilen sich den 5. Platz. Dahinter sind Deutschland, Großbritannien und die Philippinen mit jeweils drei Papstwählern.
Insgesamt kommen die Wahlberechtigten aus über 70 verschiedenen Ländern. Einige davon haben unter Franziskus zum ersten Mal überhaupt einen Kardinal und damit einen Papstwähler bekommen. Unter ihnen sind Algerien, Paraguay, Serbien, Luxemburg, Schweden, Osttimor, Papua-Neuguinea sowie die Mongolei.
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Ordensmitglieder
Der Ordensmann Franziskus hat auch die Anzahl der Ordensmänner im Kardinalskollegium ordentlich ausgebaut. Unter den 133 Wählern sind es 33, also jeder vierte. Das könnte womöglich eine regelrechte Wählergruppe für einen künftigen Papst sein. Als im März 2013 Franziskus gewählt wurde, waren von 115 Teilnehmern noch 17 Ordensleute, also rund jeder siebte.
Der am stärksten vertretene Orden sind die Salesianer Don Boscos mit fünf Konklave-Teilnehmern, gefolgt von den Jesuiten und den Franziskanern mit jeweils vier. Der im vergangenen Dezember zum Kardinal ernannte Dominikaner Timothy Radcliffe (79), geistlicher Begleiter bei der Weltsynode, ist der einzige Papstwähler ohne Bischofsweihe.
Ein neuer Papst braucht eine Zweidrittelmehrheit im Konklave. Bei 133 Wählern wären das 89. Favoriten wurden in den vergangenen Wochen einige genannt. In wenigen – oder einigen – Tagen wird die Welt erfahren, ob es einer davon geworden ist. Oder ein "Außenseiter".