Kardinal: Geht nicht um Nachfolger von Franziskus, sondern von Petrus
Aus Sicht des kanadischen Kurienkardinals Michael Czerny spielt die Herkunft des nächsten Papstes keine Rolle. Er werde wütend, wenn behauptet werde, es sei an der Zeit für einen Amerikaner, Afrikaner oder Italiener, sagte Czerny in einem Interview mit dem US-amerikanischen "America-Magazine" (Montag). "Es ist kein Papst nach Franziskus. Es ist der nächste Nachfolger von Petrus", betonte der Jesuit. "Das ist der Papst für 2025 und danach, nicht eine Fortsetzung von 2013."
Auf den Vorwurf, Franziskus habe Verwirrung gestiftet, antwortete Czerny: "Es ist eine sehr verwirrende Welt, und eine Kirche, die ihre Berufung erfüllt, wird Verwirrung stiften." Auch Jesus habe "sehr viel" Verwirrung gestiftet, so der Jesuit. Polarisierungen habe es in der Kirche bereits unter Papst Paul VI. und den Päpsten nach ihm gegeben.
Die Hauptaufgabe für einen künftigen Papst liege in der Evangelisierung und darin, die ganzheitliche Entwicklung des Menschen zu fördern. "Das sind heute gleichwertige Ausdrücke", sagte Czerny, der von 2022 bis zum Tode des Papstes Präfekt im Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen war.
Czerny: Sind uns großer Verantwortung bewusst
Beim Konklave freue er sich darauf, den Nachfolger von Petrus kennenzulernen, den der Heilige Geist dazu bestimmt habe, die Kirche zu leiten. "Ich denke, ich werde genauso überrascht sein wie Sie, wenn ich erfahre, wer es ist", so Czerny. Ob das Konklave kurz sei, könne er erst im Anschluss beantworten. "Ich kann jetzt nur sagen, dass es genau die richtige Länge haben wird." Bei den Generalkongregationen herrsche bereits ein ernstes Klima. "Ich denke, wir sind uns alle bewusst, dass wir eine große Verantwortung haben."
Im Interview erzählte Czerny, er sei in einem Bus auf dem Weg in die Abruzzen-Stadt Pescara gewesen, als sein Assistent ihm die Nachricht vom Tod des Papstes übermittelt habe. "Als ich in Pescara ankam, beschloss ich, dass ich nicht bleiben konnte und nahm den nächsten Bus zurück nach Rom." Nach dem Tod von Franziskus erlebe er eine Kombination aus Dankbarkeit und Trauer. "Die Trauer ist groß, die Dankbarkeit ist größer", so Czerny. Der Kurienkardinal bezeichnete Franziskus als einen "großen, großen Papst" und einen "großartigen Freund". (cbr)