Vom Lieblingssportteam bis zum Nebenjob als Pizzabote

Polyglotter Mathematiker und Tennisspieler: Wissenswertes über Leo XIV.

Veröffentlicht am 11.05.2025 um 12:00 Uhr – Von Christoph Brüwer und Felix Neumann – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der neue Papst ist viel herumgekommen: Drei Staatsbürgerschaften und viele Sprachen hat er auf seinem Lebensweg gesammelt. Ein Sportfreund ist er auch – heute streiten sich die Baseballteams aus seiner Heimat um ihn. Dabei spielt er viel lieber ein anderes Spiel.

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Papst Leo XIV. ist ein Mann der Weltkirche. Das wird auch daran deutlich, dass er drei Staatsbürgerschaften besitzt. In der US-Metropole Chicago geboren, hat der 69-Jährige seit seiner Geburt die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Nach Jahren in der Mission wurde Prevost 2015 zum Bischof der Diözese Chiclayo ernannt. Seit diesem Zeitpunkt hat er auch die peruanische Staatsbürgerschaft. Er ist der erste Staatsbürger der USA und der erste Staatsbürger Perus, der zum Papst gewählt wurde. Obwohl er seit Jahren außerhalb der USA lebt, blieb er politisch interessiert: Per Briefwahl wählte er zuletzt 2024 bei den US-Präsidentschaftswahlen mit. Seine dritte Staatsbürgerschaft – die vatikanische – bekam Prevost als Kurienkardinal: 2023 wurde er von Papst Franziskus zum Präfekten des Dikasteriums für die Bischöfe ernannt.

Übrigens kommt Prevost selbst aus einer internationalen Familie: Sein Vater, Louis Marius Prevost, ist französischer und italienischer Abstammung, seine Mutter, Mildred Martínez, hat hispanische Wurzeln. Möglicherweise ist sie die Tochter schwarzer Grundbesitzer in New Orleans, wie ein US-amerikanisches Magazin schwarzer Katholiken herausgefunden haben will. Die Großeltern des Papstes mütterlicherseits seien der in Haiti geborene Joseph Martínez und die aus New Orleans stammende Louise Baquié, angeblich kreolischer Abstammung. Dann wäre Leo XIV. der erste Papst seit 1.500 Jahren mit afrikanischen Wurzeln. 

Gut ausgebildet in Mathematik und Philosophie

Der neue Papst ist nicht nur Theologe und Kirchenrechtler – sondern auch Mathematiker! Nach seinem Highschool-Abschluss 1973 besuchte er die katholische Privatuniversität Villanova in der Nähe von Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania. Dort studierte er Mathematik und Philosophie. Wer mit ihm über Philosophie fachsimpeln will, kann nicht nur über den Kirchenvater Augustinus mit ihm reden, sondern auch über deutsche Philosophen. Auf Facebook stellte ihm sein ehemaliger Philosophie-Professor John D. Caputo ein gutes Zeugnis aus: Im Sommersemester 1977 habe Prevost bei ihm den Kurs 'Deutscher Existenzialismus und Phänomenologie' belegt: "Er ist also aufgrund seines Wissens über Kierkegaard, Nietzsche, Husserl und Heidegger bestens auf diese Aufgabe vorbereitet." Fun Fact: Gegründet wurde die Universität Villanova 1842 vom Augustinerorden – der Ordensgemeinschaft, der Prevost nach seinem erfolgreichen Studienabschluss 1977 selbst beitreten sollte. 

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Ob der neue Papst als Mathematiker seine Chancen auf die Wahl selbst ausrechnen konnte? Oder ging es ihm wie den Buchmachern? Wer nämlich auf Kardinal Prevost als nächsten Papst gewettet hat, konnte einige Gewinne einstreichen: Bei verschiedenen Online-Wettplattformen lag bis zum Schluss der vormalige Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin vorne, mit Wahrscheinlichkeiten von bis zu 40 Prozent. Prevost wurden bestenfalls Außenseiterchancen eingeräumt: 50 zu 1 waren die Quoten bei ihm, also eine Zwei-Prozent-Chance. Damit ist der neue Papst in guter Gesellschaft: Auch einem gewissen Kardinal Jorge Mario Bergoglio räumten die Wettbüros 2013 ebenfalls eine Chance von zwei Prozent ein.

Sicher ist jedenfalls die Namensstatistik: Nach dem bisher ersten und einzigen Franziskus-Papst kommt mit Leo einer der beliebtesten Papstnamen zum Zuge. Mit der Ordnungsnummer 14 kommt Leo punktgleich mit Clemens auf den vierten Platz. Vor ihm liegen Benedikt mit 15 Päpsten (Benedikt X. (1058–1085) war ein Gegenpapst), Gregor mit 16 und Johannes mit 21 (hier sorgen gleich mehrere Gegenpäpste und ein vergessener Johannes XX. dafür, dass der jüngste Johannes die Nummer 23 trägt).

Viele Sprachen und sportlich interessiert

Dass das neue Kirchenoberhaupt sprachlich versiert ist, wurde schon bei seiner ersten Ansprache von der Benediktionsloggia aus deutlich. Diese trug Leo XIV. auf Italienisch vor – und wechselte dann ins Spanische, um die Gläubigen aus seiner ehemaligen peruanischen Diözese Chiclayo zu grüßen. Zu Beginn seiner Ansprache hatte er sich zuvor auf Englisch an die Kardinäle gewandt. Neben diesen drei Sprachen soll Leo XIV. außerdem Portugiesisch und Französisch beherrschen und in der Lage sein, Latein und Deutsch zu lesen. Selbst die indigene Sprache Ketschua soll er in seiner Zeit in Peru gelernt haben.

Leidenschaft für den Fußball: Papst Franziskus ist seit Langem Fan und Mitglied des Vereins San Lorenzo de Almagro.
Bild: © picture alliance / AP Photo (Archivbild)

Papst Franziskus war Fan und Mitglied des Vereins San Lorenzo de Almagro in Buenos Aires. Nach diesem Club hat sich ein Team in Prevosts Bischofsstadt benannt.

Auch Päpste können Fans von ganz weltlichen Dingen sein – etwa Sportmannschaften. Leos Vorgänger Franziskus etwa war glühender Anhänger des argentinischen Hauptstadt-Clubs "San Lorenzo de Almagro". Nach diesem Club hat sich auch in Peru ein Team benannt: "San Lorenzo de Almagro" spielt seit 1928 in Prevosts peruanischer Bischofsstadt.

Leo XIV. kann sich offenbar auch selbst für Sport begeistern: Wie sein Bruder in einem Interview verriet, ist das neue Kirchenoberhaupt schon immer ein Fan der Chicago White Sox – und nicht des anderen Teams der Stadt, der Cubs. Das hatten die Cubs nämlich nach seiner Wahl behauptet. In Chicago ist das ein Politikum: Die White Sox gelten als das bodenständigere Team mit Fans aus allen Schichten, die Cubs sind eher in der weißen Mittel- und Oberschicht beliebt. Die White Sox spielen in der nordamerikanischen Profiliga MLB und konnten zuletzt 2005 die World Series gewinnen. Der neue Papst soll in seiner Jugend selbst ein talentierter Baseball-Spieler gewesen sein und sogar von einer professionellen Karriere geträumt haben. Heute spielt er lieber Tennis. Laut italienischen Medien hat der Papst schon immer eine große Leidenschaft für die Sportart gehabt: Besonders seine Rückhand soll stark sein.

Twitter-Pionier, zweiter und erster Augustiner-Papst

Als Papst Benedikt XVI. im Dezember 2012 mit dem päpstlichen Twitter-Account @pontifex gestartet ist, war das soziale Netzwerk sichtlich Neuland für ihn: Ein Pressebild des Vatikans zeigt den Papst an seinem Schreibtisch mit einem Tablet, ein Bischof führt ihm die Hand, damit er mit spitzem Finger den ersten Pontifikaltweet abschicken kann. Zu dem Zeitpunkt war der Generalprior des Augustinerordens mit dem Account @drprevost schon über ein Jahr auf Twitter. Angelegt hatte er den Account anlässlich des Weltjugendtags in Madrid. "Warten auf die Ankunft von Papst Benedikt XVI. im Stadtviertel Cuatro Vientos. Alle im Gebet vereint", lautete der erste Tweet. Über die Jahre war er zwar kein eifriger Twitterer: Genau 439 Tweets hat er seit 2011 abgesetzt. Die haben es aber in sich: Neben viel Spirituellem und Alltag äußerte er sich auch immer wieder zu politischen Themen, vor allem der Würde von Geflüchteten und Migranten – zuletzt mit pointierten Aussagen zur Trump-Regierung. Und man erfuhr, dass Prevost sich nicht nur für Baseball interessiert: Nachdem das Basketballteam der Villanova Universität 2016 die nationale Meisterschaft gewann, retweete der damalige Bischof Prevost einen Post der Mannschaft.

Papst Benedikt XVI. hat einen eigenen Twitter-Account.
Bild: ©KNA/Montage (Archivbild)

Papst Benedikt XVI. twitterte unter Anleitung. Robert Prevost kann das selbst.

Ordensmänner als Nachfolger Petri sind in der jüngeren Kirchengeschichte eher die Ausnahme. Dass der Augustiner Leo XIV. auf den Jesuiten Franziskus folgt, ist damit durchaus eine Besonderheit. Anders als Franziskus hat Leo XIV. aber ein historisches Vorbild: Mit Papst Eugen IV. (1431-1447) saß schon einmal ein Augustiner auf dem Papstthron, der allerdings anders als Leo ein Augustiner-Chorherr war – also aus einem völlig anderen Orden stammt.

Einige über Leo XIV. kursierende Behauptungen lassen sich vorerst nicht bestätigen. Ob er tatsächlich sein Studium als Pizzalieferant finanziert hat, ist noch nicht gesichert. Ohnehin dürfte er in Rom mit den "Deep-dish"-Pizzen, wie man sie in seiner Heimat isst, eher auf Entsetzen stoßen: Die Chicago-Style-Pizza ähnelt eher einem mit Tomatensauce, Käse und Wurst gefüllten Kuchen als dem, was man in Italien unter Pizza versteht. Ein anderes Gerücht, das schon eifrig unter Freunden der vorkonziliaren Liturgie verbreitet wird, hat aber eine größere Sprengkraft: Schon vor der Liberalisierung der Alten Messe durch Benedikt XVI. soll Prevost eine Sondergenehmigung zur Feier der früheren Form gehabt haben, und selbst als Kardinal soll er sie noch in der Kapelle des Bischofsdikasteriums gefeiert haben – wenn das stimmen sollte, könnte es von Leo XIV. nicht nur Kontinuität zu seinem Vorgänger geben.

Von Christoph Brüwer und Felix Neumann