Kontinuität und Finanzen

Kardinal Cupich nennt Kriterien für Papst-Wahl von Leo

Veröffentlicht am 12.05.2025 um 12:14 Uhr – Lesedauer: 

New York ‐ Im vierten Wahlgang wurde Kardinal Robert Prevost zum Papst gewählt – die schnelle Wahl bedeutet aber nicht, dass er der einzige geeignete Kandidat gewesen sei, plaudert Kardinal Blase Cupich aus dem Konklave. Er verrät, warum Leo ein guter Papst wird.

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Ein Papst, der auf dem Kurs von Franziskus bleibt und die Vatikan-Finanzen saniert – das waren laut Kardinal Blase Cupich Gründe für die Wahl von Papst Leo XIV. In einem Interview mit dem US-Jesuitenmagazin "America" sagte der Erzbischof von Chicago am Sonntag, dass es im Konklave klar gewesen sei, dass ein Kandidat gesucht werde, der das Werk von Papst Franziskus fortführe: "Es gab keinerlei Interesse daran, davon abzukommen oder in eine andere Richtung zu gehen."

Für Kardinal Robert Prevost als Kandidat habe in erster Linie gesprochen, dass er hart arbeitet, viele Sprachen spricht und verschiedene Kulturen versteht: "Er ist ein Seelsorger und verfügt über eine sehr solide Verwaltungserfahrung, die er als Generalprior der Augustiner gesammelt hat." Die Wahl im vierten Wahlgang sei absehbar gewesen. "Man konnte es bei der vierten Abstimmung kommen sehen. Als 89 erreicht waren, applaudierten alle. Wir haben nicht einmal gewartet. Die restliche Auszählung wurde später fortgesetzt. Aber in diesem Moment, als 89 erreicht waren und allen klar war, was das bedeutete, konnte man die Aufregung spüren, als die Stimmen bekannt gegeben wurden", so Cupich. Es habe aber auch noch andere gute Kandidaten gegeben. "Es gab ein echtes Interesse an einer Vielzahl von Kandidaten, mehr will ich nicht sagen. Ich denke, wir konnten aus einem sehr starken Kader schöpfen."

Bevor der neue Papst Reisen plane, werde er nach Einschätzung Cupichs die weitere Reform der Kurie zur Priorität machen, insbesondere bezüglich der Finanzen des klammen Vatikans. Reformbedarf bestehe beim Personalwesen, beim Rentensystem, der personellen Ausstattung von Kurienbehörden und der Güterverwaltung. "Wir wissen, dass es bei der Verwaltung des Vermögens des Heiligen Stuhls durchaus Verbesserungen geben kann, und er ist sehr fähig, die richtigen Leute dafür zu finden", so der Erzbischof.

Respektvoll, aber deutlich gegenüber Trump

Dass jetzt ein US-Amerikaner Papst sei, heiße aber nicht, dass der Vatikan durch Spenden seiner Landsleute saniert werden kann. "Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass Amerikaner nicht wie eine Bankkarte behandelt werden können, mit der wir einfach Geld abheben", so Cupich. Wer Papst wird, müsse alle Katholiken weltweit, unabhängig von ihrem Einkommen, dazu aufrufen, sich zu beteiligen.

Gegenüber US-Präsident Donald Trump werde der neue Papst mit dem Respekt auftreten, der einem gewählten Staatsoberhaupt zukommt. Er werde aber auch offen reden. "Papst Franziskus hat offen geredet. Ich denke, er wird die Agenda weiter verfolgen, die Papst Franziskus hatte, und die der Heilige Stuhl seit vielen Jahrzehnten vertritt." Im Januar hatte Papst Franziskus in einem Brief an die US-Bischöfe die Migrationspolitik der US-Regierung deutlich kritisiert.

Blase Cupich ist seit 2014 Erzbischof von Chicago, dem Heimatbistum des neuen Papstes. 2016 wurde er zum Kardinal erhoben. Mit 76 Jahren gehört Cupich zu den wahlberechtigten Kardinälen. In der polarisierten US-Bischofskonferenz gilt Cupich als ein Vertreter des liberalen Flügels und Vertrauter des verstorbenen Papstes. (fxn)