Bob, das Augustiner-Bier und "König der Löwen"

Wie digitale Spielereien den Papst zum Internetstar machen

Veröffentlicht am 18.05.2025 um 13:20 Uhr – Von Hannah Krewer (KNA) – Lesedauer: 

München/Tübingen ‐ KI-Bilder, Bierflaschen und Witze über "König der Löwen": Der neue Papst Leo XIV. ist innerhalb von wenigen Tagen zum Internetphänomen geworden und wird auf kreative Art und Weise bearbeitet. Worin dabei der Reiz liegt und welche Risiken es gibt.

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Bob, den Baumeister, kennen Sie vielleicht. Aber haben Sie schon mal von Bob, dem Brückenbauer, gehört? Als solchen zeigt den neuen Papst ein Kurzvideo, das neuerdings in den Sozialen Medien kursiert. Unterlegt mit der bekannten Titelmelodie der Kinderserie: "Bob the builder. Yes, we can!" Der Kanal, der das Video geteilt hat – ein katholisches Medienunternehmen aus Schottland –, schreibt dazu: "Papst Leo, der eigentlich Robert heißt, haben einige Amerikaner scherzhaft 'Papst Bob' genannt. Das hat uns an Bob, den Baumeister, erinnert." Das passe gut – bedeute sein Titel "Pontifex maximus" übersetzt doch "größter Brückenbauer".

Der neue Papst ist in den Sozialen Medien beinahe omnipräsent. Nicht nur mit seinem offiziellen Kanal @pontifex oder als Bob, der Brückenbauer, sondern auch in vielen anderen Anspielungen und Bildmontagen. Einige davon zeigen sein Gesicht auf Bierflaschen der Münchner Augustiner-Brauerei. Schließlich gehört Leo XIV. dem gleichnamigen Orden an, der das besagte Bier einst selbst braute.

Mechanismus, um Anerkennung zu finden

Aber warum kommen solche Phänomene auf? "Großereignisse wie eine Papstwahl bieten die nötige Relevanz und einen aktuellen Aufhänger, den solche viralen Phänomene brauchen, um groß zu werden", sagt Marcel Lemmes. Er arbeitet am Institut für Medienwissenschaft der Uni Tübingen und forscht dort zu Memes und Sharepics – also Bildern, Videos, Texten und Kombinationen davon, die sich über das Internet verbreiten. "Der Reiz liegt für viele Nutzerinnen und Nutzer wohl darin, sich ein solches mediales Ereignis anzueignen und in gewissem Maße 'ein Teil davon' zu werden." Das bediene auch den Mechanismus, Anerkennung finden zu wollen, so der Experte.

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Schon während des Konklaves tauchten derlei Bilder und Kurzvideos auf. Eines zeigte die mittlerweile berühmt gewordene Möwe, die im Live-Stream auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle herumspazierte. Im Video fliegt sie durch den Schornstein und erwischt die Kardinäle im Inneren bei einer Party statt der Papstwahl. Ein anderes erklärte den weißen Rauch scherzhaft mit einer Grillparty. Und am Morgen nach der Papstwahl postete eine österreichische Satire-Seite – in Anlehnung an ein KI-Bild von US-Präsident Trump als Papst – ein Bild von Leo im weißen Haus mit dem Untertitel: Erste Amtshandlung: Papst postet KI-Bild von sich als US-Präsident.

Was auffällig ist: Viele der Inhalte wurden mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt. "Früher benötigte man für solche Bildmontagen zumindest grundlegende grafische Grundkenntnisse – gerade für die, wo nicht nur etwas Text auf ein Bild gepackt wird", sagt Lemmes. Das sei heute dank KI nicht mehr erforderlich. "Allerdings werden solche KI-Bilder in vielen Online-Communities gar nicht gut aufgenommen."

Dass viele User Bob, den Brückenbauer, den Augustiner-Papst auf der Bierflasche oder auch nur einen Nussaufstrich mit dem Kommentar "Habemus Mandelmus" lustig finden, liegt laut Lemmes an einem "kulturellen Remixing": Etwas Unerwartetes und etwas nicht Zusammenpassendes, das mit etwas Bekanntem und Aktuellem verbunden werde, formuliere einen sofort verständlichen Witz.

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Wie die Münchner Brauerei selbst zu den kursierenden Papst-Bieren steht und ob es irgendwann vielleicht sogar ein offizielles Augustiner-Bier mit Papst Leo geben wird – das ist nicht bekannt. Auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) antwortete die Brauerei nur, man freue sich über den historischen Bezug des Papstes zur Brauerei und sei sich des eigenen augustinischen Erbes bewusst.

"Klassische 'Eintagsfliegen' der Netzkultur"

Nach Erfahrung von Lemmes sind derartige Phänomene für die betroffenen Unternehmen eine Gratwanderung: "Einerseits erhalten sie natürlich eine Form der kostenlosen Werbung und werden Teil des aktuellen Diskurses. Andererseits besteht immer das Risiko, dass solcher Humor ins Negative kippt und eine Marke dann mit negativen Assoziationen verbunden wird." Würden Grenzen des guten Geschmacks stark überschritten, könne eine Distanzierung geboten sein. Im Fall des Papstes rechnet er damit aber nicht.

Ein anderes Video, das in diesen Tagen auf Instagram verbreitet wird, zeigt als Cartoon den neuen Papst, der von einem Kardinal auf der Loggia des Petersdoms hochgehoben und vorgestellt wird – so wie Löwenbaby Simba in "König der Löwen". Auch das sorgt in den Kommentaren für Beifall – nicht nur wegen der Namenswahl von Papst Leo ("Löwe"). Medienwissenschaftler Lemmes glaubt aber nicht, dass diese Inhalte noch allzu lange gefragt seien. Denn sie seien oft kurzlebig und eng an die Ereignisse an sich gekoppelt: "Klassische 'Eintagsfliegen' der Netzkultur, auch wenn besonders gelungene Muster als Vorlagen überdauern können."

Von Hannah Krewer (KNA)