Kardinal berichtet über das Konklave: "Bitte, nimm die Wahl an!"
Was beim Konklave in der Sixtinischen Kapelle passiert, unterliegt eigentlich strenger Geheimhaltung. Doch nun spricht der philippinische Kardinal Pablo Virgilio David (66) über die Wahl von Robert Francis Prevost (69) zu Papst Leo XIV.
"Prevost blieb sitzen, während wir alle jubelten, als er die Zwei-Drittel-Marke erreichte", schreibt der Bischof von Kalookan auf seinem Facebook-Profil über den 8. Mai, den Tag der Wahl. Fast fünf Minuten hätten die 132 Kardinäle applaudiert, ehe weiter gezählt werden konnte. "Alle Augen waren auf ihn gerichtet, als jeder verbleibende Stimmzettel laut vorgelesen wurde: 'Prevost, Prevost, Prevost, Prevost...' Zum Abschluss standen wir noch einmal auf und wiederholten unseren Applaus. Er runzelte die Stirn, während seine tief liegenden Augen durch den Raum streiften."
"Was für eine Freude!"
Spannend wurde es noch einmal bei der Frage, ob Prevost akzeptieren würde: "Als der Dekan auf ihn zukam und ihn fragte, ob er die Wahl annehmen würde, konnte ich fast die kollektive Bitte des Kardinalskollegiums hören: 'Bitte sag nicht Nein...'", schreibt der philippinische Kardinal. "Was für eine Freude, ihn sagen zu hören: "Accepto – Ich nehme an", schildert David. "In diesem Moment schien ihn Gelassenheit zu umhüllen, und sein Stirnrunzeln verwandelte sich in ein sanftes Lächeln, als er seinen Kopf unter unserem Applaus neigte."
Sofort seien die Stimmzettel im Ofen der Sixtinischen Kapelle verbrannt worden, weißer Rauch stieg aus dem Schornstein, die Menge auf dem Petersplatz jubelte. "Als ich wieder hinsah, war Prevost bereits verschwunden." Der Zeremonienmeister hatte ihn nach der Tradition in den sogenannten Raum der Tränen geführt. "Als er in Weiß gekleidet aus dem Raum kam und uns vorgestellt wurde, brach erneut tosender Applaus aus."
Wer Papst werden will, muss verrückt sein
Anschließend überbrachten die Kardinäle der Reihe nach dem neuen Papst den Friedensgruß. "Ich schaute auf den Päpstlichen Stuhl hinter ihm. Er war nicht mehr vakant", schreibt David. "Er hatte einen neuen Besitzer, den Nachfolger des Petrus, Papst Leo XIV."
Er selbst habe vor dem Konklave gedacht, man müsse verrückt sein, um Papst werden zu wollen. "Angesichts der immensen Verantwortung, die einen als Bischof von Rom, als oberster Pontifex der Universalkirche, als Oberhaupt des Vatikanstaats und der Römischen Kurie sowie als Oberhaupt der Verwalter der kirchlichen Ressourcen in aller Welt erwartet, suchten wir da nicht irgendwie nach einem Übermenschen?" (KNA)