Trotzmacht echten Glaubens
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In seinen Abschiedsreden spricht Jesus im Johannesevangelium immer wieder vom Hl. Geist als den Beistand, den der Vater in seinem Namen senden wird. Er wird im griechischen Urtext "Parákletos" genannt, was so viel wie herbeirufen bedeutet. Der "Herbeigerufene" ist die Gabe Gottes, an den sich Menschen in Freud und in Leid wenden, ihn herbeirufen können.
In der rechtlichen Bedeutung bezeichnet "Parákletos" den Anwalt und den Fürsprecher, also jemanden, der einem mit seinem Wissen und Können beisteht, wenn es eng wird, und man selbst nicht mehr weiter weiß. Das Verb "parakalein" bedeutet trösten und auch aufatmen. Wenn man außer Atem ist, wenn einem die Angst den Atem abschnürt oder wenn man nicht mehr durchatmen kann, dann kann neues Aufatmen-können nicht nur Erleichterung bringen, sondern auch Trost.
Der Heilige Geist, der "Herbeigerufene", der Anwalt und Fürsprecher teilt sich uns mit, lässt uns aufatmen und schenkt uns Trost und Beistand. Für gläubige Menschen eine wirkmächtige Wirklichkeit, für Skeptiker und Atheisten ein Wunschdenken und eine Illusion. Wirklich? Die Abschiedsworte Jesu sprechen vom Heiligen Geist als einer Kraft, die einen Frieden schenkt, den die Welt nicht geben kann. Und dann diese Worte: "Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht." (Joh 14,27)
Dass Atheisten und Skeptiker sich durch Gottes Gnade ändern können, zeigt die Geschichte des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny, der Putin zum Ärgernis wurde, das beseitigt werden musste. Durch eine Giftspritze lebensgefährlich verletzt wurde er in Deutschland wieder geheilt. Gegen alle Ratschläge ging er nach Russland zurück, wurde sofort festgenommen und dann in eines der schlimmsten Straflager im hintersten Sibirien inhaftiert. Auf ungeklärte Weise fand er dort den Tod.
Im Laufe seiner Gefängnisaufenthalte wurde er bekennender orthodoxer Christ. Immer wieder erwähnte er, dass die Bibel das Buch seiner Kraft und seines Trostes sei. Vor allem die Bergpredigt gab ihm unter schlimmsten Lebensbedingungen eine Trotzdemkraft, einen Geist der Unverzagtheit.
Putin arbeitet mit Angst, er schürt sie bewusst. Alexej Nawalny überwand seine Angst, fand einen inneren Frieden und gab ein Beispiel dafür, dass echtes Christentum nicht abgewirtschaftet hat. Irgendwann wird diese so negative Ära Putins vorbei sein und Russland wird nicht besser dastehen. Besser dastehen – vor Gott, vor der Geschichte und vor der Kraft der Wahrheit – wird Alexej Nawalny, dessen Beispiel und die Kraft des dahinterstehenden Glaubens Zeugnis vom "Parákletos" gibt.
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes (Joh 14,23–29)
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen. Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat.
Das habe ich zu euch gesagt, während ich noch bei euch bin. Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.
Ihr habt gehört, dass ich zu euch sagte: Ich gehe fort und komme wieder zu euch. Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich. Jetzt schon habe ich es euch gesagt, bevor es geschieht, damit ihr, wenn es geschieht, zum Glauben kommt.
Der Autor
Der Franziskanerpater Christoph Kreitmeir arbeitet in der Klinikseelsorge am Klinikum Ingolstadt, in der Erwachsenenbildung und bei Lebenshilfesendungen im Radio Horeb.
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