Kardinal: Papst Leo XIV. wird kirchliche Lehre verdeutlichen
Der Erzbischof von Singapur, Kardinal William Goh Seng Chye, hofft auf mehr Klarheit in der kirchlichen Lehre durch Papst Leo XIV. "Ich glaube, dass er in der Lage sein wird, die Lehre zu verdeutlichen und zu verhindern, dass sich die 'Linken' und die 'Rechten' gegenseitig bekämpfen", sagte Goh in einem Interview mit dem traditionalistischen italienischen Internetportal "Daily Compass" (Donnerstag). Der Papst werde "nicht zweideutig sein und die Auslegung seiner Worte nicht der individuellen Interpretation überlassen".
Papst Franziskus habe die missionarische Dimension der Kirche gestärkt, indem er versucht habe, der gesamten Menschheit das Evangelium zu verkünden, erklärte Kardinal Goh. "Ich glaube jedoch, dass der unangenehmste Aspekt seines Pontifikats darin bestand, dass seine Lehren zweideutig erschienen, da er versuchte, alle Menschen in Bezug auf Doktrin und Moral zu erreichen." Der singapurische Erzbischof wurde 2022 von Franziskus zum Kardinal kreiert.
"Diese Themen haben die Kirche gespalten"
"Wenn wir uns nicht darüber im Klaren sind, was die Kirche lehrt, ist es sehr schwierig, in Einigkeit zusammenzuarbeiten", betonte Goh. Obwohl sowohl sogenannte "Linke" wie auch "Rechte" innerhalb der Kirche die Evangelisierung fördern wollten, habe es bei Themen wie Ehe, LGBTQ+- oder Transgender-Rechten eine interne Spaltung gegeben. "Diese Themen haben die Kirche gespalten, weil an einem bestimmten Punkt unklar wurde, was das Richtige ist", so der Kardinal. "Die Menschen kamen in die Kirche und sagen: 'Aber der Papst hat das gesagt.'" Leo XIV. dagegen habe bereits in der Vergangenheit seine Führungsqualitäten gezeigt und sei auch in den ersten Tagen seines Pontifikats bedacht und vorsichtig aufgetreten. "Er scheint mir ein Mann zu sein, der sich bewusst ist, dass die Äußerungen eines Papstes ernst genommen werden", so Goh. "Das ist zu begrüßen, denn so werden die Menschen nicht verwirrt."
Goh kritisierte im Interview auch Einschränkungen für die Feier der Alten Messe. Aus seiner Sicht gebe es keinen Grund Menschen davon abzuhalten, diese Form der Messe zu feiern. "Sie tun nichts Falsches oder Sündhaftes." Die Einheit der Kirche müsse bewahrt werden – "aber wir haben bereits verschiedene Riten, wie den syro-malabarischen Ritus", erklärte der Kardinal. "Letztlich kommt es nicht auf den Ritus oder die Form der Feier an, sondern darauf, ob man Gott in der Tiefe begegnet." In seiner Erzdiözese gebe es rund 300 Menschen, die die Alte Messe feierten, weil sie das Gefühl hätten, dass diese Form der Liturgie sie näher zu Gott bringe. "Warum sollte ich sie stoppen?", fragte der Kardinal. Wenn Gläubige und Priester aber Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) ablehnten, dann müssten sie diszipliniert werden. "Aber das tun sie nicht, und deshalb sollten wir sie nicht diskriminieren." Er selbst feiere die Messe allerdings nicht in der vorkonziliaren Form, bekannte Goh. (cbr)