Neues Kirchenoberhaupt sei Angebot der Weltkirche an die Welt

Annette Schavan: Papst Leo XIV. weiß, was er will

Veröffentlicht am 26.05.2025 um 11:22 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg ‐ Zwei Jahre lang fungierte Robert Prevost als Präfekt des Bischofsdikasteriums – bevor er zum Papst gewählt wurde. Diese Zeit in der Vatikan-Verwaltung könne wertvoll sein, glaubt die ehemalige Vatikan-Botschafterin Annette Schavan.

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Die ehemalige Bundesbildungsministerin und Vatikan-Botschafterin Annette Schavan hat einen positiven ersten Eindruck vom neuen Papst Leo XIV. gewonnen. "Seine Eindringlichkeit rüttelt auf, seine Eleganz besticht, seine Ruhe verblüfft", schreibt Schavan in einem Gastbeitrag für die "Herder Korrespondenz" (Juni-Ausgabe). "Nach wenigen Auftritten dachte ich: Der lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er weiß, was er will." Leo XIV. habe so viel Erfahrung, wie kaum ein Papst vor ihm.

Dass der neue Papst als Präfekt des Bischofsdikasteriums Erfahrungen in der Arbeit mit der vatikanischen Verwaltung gesammelt habe, sei wertvoll, so Schavan. "Papst Franziskus regierte gerne ohne Verwaltung. Das ist nicht ideal; es verunsichert einen Apparat", betonte die Politikerin, die zwischen 2014 und 2018 Deutschland beim Heiligen Stuhl vertreten hat. "Vielleicht gelingt es Papst Leo XIV., Professionalität zum Maßstab der Weiterentwicklung der Behörden des Vatikans zu machen."

Schavan würdigte in ihrem Gastbeitrag auch die Entscheidung des neuen Kirchenoberhaupts, den Namen Leo zu wählen und sich damit in die Tradition Leos XIII. zu stellen, der mit seiner Enzyklika "Rerum Novarum" die Grundlage für die katholische Soziallehre geschaffen hat. "Diese Enzyklika widerlegt den Vorwurf der Wirkungslosigkeit päpstlicher Dokumente auf eindrucksvolle Weise", erklärt Schavan. Auch heute sei es wichtig, die Bedeutung der katholischen Soziallehre hervorzuheben. Angesichts der großen Zukunftsfragen könne gerade die Weltkirche Orientierung bieten. "Papst Leo XIV. ist salopp gesagt ein großartiges Angebot der Weltkirche an eine Welt, die zerstörerische Wege der Entsolidarisierung und des Rückfalls in Nationalismen geht." Was der neue Papst mit der Weltkirche vorhabe, werde sich noch zeigen. (cbr)