Auch bei anderem Kardinal brauche es eine Personalentscheidung

Zollner: Papst Leo XIV. soll über Woelkis Rücktrittsgesuch entscheiden

Veröffentlicht am 27.05.2025 um 12:30 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Bereits vor drei Jahren hatte Kardinal Woelki dem Papst seinen Rücktritt angeboten – doch Franziskus ging nie darauf ein. Nach Ansicht von Hans Zollner soll Leo XIV. das nun nachholen. Eine Entscheidung erwartet er auch bei einem anderen Kardinal.

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Der Psychologe und Kinderschutz-Experte Hans Zollner fordert, Papst Leo XIV. solle eine Entscheidung über das Rücktrittsgesuch von Kardinal Rainer Maria Woelki treffen. Der "taz" sagte der Jesuit am Montag, es sei "eine Frage der Transparenz und Fairness gegenüber allen Beteiligten", dass überhaupt eine Entscheidung getroffen werde und man "sich nicht ständig in einem Graubereich" bewege. Denn das vermittele den Eindruck der Verweigerung von Verantwortungsübernahme auf allen Seiten. "Wie die Entscheidung ausfallen wird, ist Sache des Papstes", sagte Zollner.

Woelki selbst hatte noch Mitte Mai in einem Interview erklärt, sein 2022 gegenüber Papst Franziskus ausgesprochenes Angebot, als Erzbischof von Köln zurückzutreten, gelte nicht mehr: "Laut Kirchenrecht war mein Rücktrittsangebot bereits nach drei Monaten unwirksam."

Kinderschutz im Vatikan: Neue Struktur und neues Personal

Auch an anderer Stelle sieht Kinderschutzexperte Zollner Bedarf, Personalentscheidungen zu treffen: So brauche es bei der von ihm selbst mitbegründete Päpstlichen Kinderschutzkommission Klarheit. Der inzwischen als Erzbischof von Boston aus Altersgründen bereits emeritierte Kommissionspräsident Kardinal Seán O'Malley müsse abgelöst werden, forderte Zollner.

Außerdem stelle sich bezüglich der Kommission die Frage: "Was ist eigentlich ihr Ziel und Zweck?" Aus seiner Sicht müsse die Kommission weltweit Safeguarding-Maßnahmen etablieren und Kontakt zu Betroffenen aufnehmen. Generell müsse angesichts weltweit sehr großer kultureller Unterschiede im Umgang mit Missbrauchsaufarbeitung und Prävention im neuen Pontifikat daran gearbeitet werden, dass die Grundprinzipien "Schutz, sichere Räume, sichere Beziehungen und sichere Abläufe" überall gelten. Laut Zollner muss dazu "das Verhältnis von römischer Zentrale und Weltkirche" auch mit Blick auf Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten geklärt werden.

Papst Leo gut geeignet für "Mammutaufgabe"

Auf Papst Leo XIV. setzt Zollner große Hoffnungen: "Er ist nüchtern, sehr klar und überlegt. Und ich finde, das ist eine sehr gute Mischung. Er bringt viele Qualitäten mit, die ihm die Mammutaufgabe erleichtern werden, die er jetzt hat."

Zollner ist Jesuit und Direktor des Instituts für Anthropologie der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Er leitet das "Centre for Child Protection" (Institut zum Schutz Minderjähriger vor Missbrauch) und berät weltweit Ordensgemeinschaften und Bistümer bei der Missbrauchsprävention. 2023 trat er nach umfassender Kritik an der Arbeitsweise aus der Päpstlichen Kinderschutzkommission aus. (KNA)