Herrgottskinder – Die Elternkolumne

Mit Papst Leo und Päpstin Johanna am Familien-Esstisch

Veröffentlicht am 02.06.2025 um 00:01 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 

Berlin ‐ Die Wahl von Leo XIV. hat die Kinder von Steffen Zimmermann merklich in ihren Bann gezogen. Zu Hause geht es seither ziemlich päpstlich zu. Vor allem die Gespräche am Esstisch drehen sich um den Papst – und mitunter um hoch kirchenpolitische Fragen.

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Seit dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag geht es bei uns zu Hause ziemlich päpstlich zu. Während wir in unserem Familienalltag sonst eher wenig über Kirche und Religion sprechen, haben die beeindruckenden Bilder von der Beerdigung von Franziskus, vom "Habemus papam" und von der Amtseinführung von Leo XIV. unsere beiden Töchter merklich in ihren Bann gezogen. Immer wieder kommen sie zu Hause seither auf den Papst zu sprechen – so oft, dass ich etwa beim Abendbrot mitunter schon das Gefühl hatte, Leo XIV. würde mit am Tisch sitzen ...

Das inhaltliche Spektrum unserer heimischen Gespräche über den neuen Pontifex reicht dabei weit. Neben dem Alltag des Papstes – unsere fünfjährige Tochter fragte in den ersten Tagen nach der Wahl von Leo XIV. zum Beispiel jeden Morgen beim Frühstück "Was macht der neue Papst heute?", woraufhin ich meist etwas antwortete wie "Der feiert Gottesdienst, redet mit ganz vielen Menschen und lernt nun nach und nach, was er als Papst alles tun muss."  –  geht es dabei mal um ganz praktische und mal auch um hoch kirchenpolitische Fragen.

Eine praktische Frage betraf vor einigen Tagen – fast bin ich geneigt zu schreiben "Typisch Mädchen" – die Kleidung des Papstes. Unsere achtjährige Tochter wollte wissen, warum der Papst immer weiße Sachen trägt. Ich erklärte ihr, dass das eine Tradition sei, die schon viele Jahrhundert alt sei und es doch außerdem praktisch sei, weil man den Papst dadurch immer sofort erkenne. Doch praktisch fand sie das gar nicht. Weiße Anziehsachen würden schließlich immer so schnell dreckig; als sie neulich Spaghetti Bolognese gegessen habe, sei ihr Lieblings-T-Shirt danach voller roter Flecken gewesen. Ich antwortete, dass der Papst bestimmt mehrere weiße Gewänder habe und sicher auch helfende Hände, die seine Kleidung für ihn waschen würden.

Mit dieser Antwort war sie zunächst zufrieden. Als ich ein paar Tage später jedoch erzählte, dass Leo XIV. gerne Tennis spielt, brach die Diskussion neu auf. "Wie kann er denn mit seinem Kleid Tennis spielen?", wollte unsere Tochter wissen. Darauf wusste ich zunächst keine gute Antwort, erinnerte mich dann aber daran, vor vielen Jahren mal ein Bild von Papst Johannes Paul II. beim Skifahren gesehen zu haben – in normaler Skifahrerkleidung. Ich suchte das Bild im Netz und zeigte es ihr. Seitdem überlegt sie nun, wie Leo XIV. wohl beim Tennisspielen aussieht.

Kirchenpolitisch wurde es dann am vergangenen Wochenende. Aus dem Nichts fragte die Große, warum der Papst immer ein Mann sei. "Es wäre doch gerecht, wann auch mal eine Frau Päpstin werden würde. Die könnte das bestimmt genauso gut", sagte sie voller Überzeugung. Da wollte ich ihr nicht widersprechen, sondern erwähnte stattdessen die Legende von der Päpstin Johanna. Als sie diese Geschichte hörte, rannte sie direkt ins Zimmer ihrer kleinen Schwester und rief "Johanna, Du warst mal Päpstin!" Der kleinen Johanna hat diese Vorstellung ziemlich gut gefallen.

Von Steffen Zimmermann