"Als Monsignore oder Bischof wollte er nie angeredet werden"

Vertraute über Papst Leo XIV.: Er ist ein Mann weniger Worte

Veröffentlicht am 28.05.2025 um 14:35 Uhr – Lesedauer: 

Lima ‐ "Für uns war er nur Roberto": Eine Wegbegleiterin des neuen Papstes verrät Details aus seiner Zeit als Bischof. Dabei geht es auch um ungewöhnliche Schlafplätze und die Frage, ob Leo XIV. ein Revolutionär sein könnte.

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Eine Vertraute des neuen Papstes hat Leo XIV. als einen "Mann der wenigen Worte" charakterisiert. Auf Briefe und Mails reagiere der studierte Mathematiker in der Regel sehr schnell und sehr kurz, sagte die Generalsekretärin der Sozialkommission der peruanischen Bischofskonferenz (CEAS), Silvia Alayo Davila, im Gespräch mit Vertretern von Caritas international und der Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten Deutschlands (GKP). "Wenn ich ihm Haushaltspläne und Kalkulationen auf den Tisch gelegt habe, hat er immer sehr schnell Fehler und Widersprüche in den Kalkulationen entdeckt. Und dann gefrotzelt, dass ich das als Rechtsanwältin ja gar nicht wissen könne."

"Für uns war er nur Roberto", sagte Alayo Davila, die als erste Frau an der Spitze der CEAS steht und vom heutigen Papst dazu vorgeschlagen wurde, weiter. "Er hat großen Wert darauf gelegt, dass wir ihn beim Vornamen nennen. Als Monsignore oder Bischof wollte er nie angeredet werden." Als Bischof der nord-peruanischen Diözese Chiclayo habe Robert Francis Prevost, so der bürgerliche Name des Papstes, nicht nur seine Gemeinden per Pferd besucht. Er habe mitunter auf seinen Pastoralreisen in entfernte Regionen seines Bistums auch in Schafställen übernachtet, berichtete die Rechtsanwältin.

Analytisches Geschick

Prevost habe als Bischof großen Wert darauf gelegt, dass sie als Frau die Leitung der Sozialkommission übernommen habe, sagte Alayo Davila mit Blick auf die Position von Frauen in der katholischen Kirche. Der neue Papst sei aber kein Revolutionär und presche nicht nach vorn, sondern respektiere die Regeln und Ordnungen der Kirche. Seine Stärke sei sein analytisches Geschick: Er bringe unterschiedliche Positionen zur Sprache, um dann zu entscheiden.

Mit Blick auf das soziale Engagement des Papstes in seinem peruanischen Bistum sagte Alayo Davila, Prevost habe immer das Konzept einer ganzheitlichen menschlichen Entwicklung im Blick gehabt. Nur die wirtschaftliche Entwicklung voranzubringen, greife zu kurz. Ganz zentral sei für ihn auch, eine Mitsprache der Armen bei politschen Entscheidungen einzufordern. Innerhalb der Kirche habe sich der Bischof für eine Beteiligung und Mitsprache der Laien stark gemacht.

Der US-Staatsbürger und Augustinerpater Prevost war schon 1985 nach Peru gekommen – zuerst als Missionar in die Territorialprälatur Chulucanas. Nur für ein Jahr kehrte er danach in seine Heimat, den US-Bundesstaat Illinois als Missionsdirektor seiner Ordensprovinz zurück, um dann zehn Jahre lang Leiter des gemeinsamen Ausbildungsprojekts für Augustiner-Aspiranten aus den Vikariaten Chulucanas, Iquitos und Apurímac im Erzbistum Trujillo in Peru zu werden. 1998 kehrte er nach Chicago zurück und wurde Prior der dortigen Ordensprovinz, 2001 wurde er als Generalprior in Rom Leiter des weltweiten Augustinerordens. Zurück nach Peru ging es 2014: Papst Franziskus schickte ihn als Apostolischen Administrator nach Chiclayo im Norden Perus an der Pazifikküste. 2015 wurde Prevost Diözesanbischof von Chiclayo. In dem Jahr nahm er auch die peruanische Staatsbürgerschaft zusätzlich zu seiner US-amerikanischen an. In Chiclayo war Prevost Bischof, bis ihn Franziskus 2023 zum Präfekten des Bischofsdikasteriums in den Vatikan berief. (tmg/KNA)