Weltweit einzigartige Staatsform

Andorra hat einen neuen Fürstbischof

Veröffentlicht am 02.06.2025 um 11:47 Uhr – Lesedauer: 

La Seu d’Urgell/Andorra la Vella ‐ Früher waren Fürstbischöfe gang und gäbe. Heute sind nur noch zwei Bischöfe Staatsoberhäupter: der Papst – und der Bischof von Urgell. Dort gab es nun einen Wechsel und damit für Andorra einen neuen Ko-Fürsten – gewiss war der Fortbestand der Tradition nicht.

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Das Fürstentum Andorra hat einen neuen Ko-Fürsten: Der bisherige Koadjutorbischof von Urgell, Josep-Lluís Serrano Pentinat (links im Bild), ist mit der Annahme des Rücktritts seines Vorgängers durch Papst Leo XIV. am Samstag neuer Diözesanbischof und damit qua Amt Ko-Fürst von Andorra. Serrano war seit Juli vergangenen Jahres Koadjutorbischof und damit der designierte Nachfolger von Diözesanbischof Joan Enric Vives i Sicília (rechts im Bild), der das Amt seit 2003 innehatte.

Die Regierung des Fürstentums zeigte sich am Samstag darüber erfreut, dass mit Serrano als Bischof und Ko-Fürst weiterhin die institutionelle Kontinuität gewahrt bleibe. Ministerpräsident Xavier Espot hatte anlässlich der Ernennung Serranos zum Koadjutorbischof dessen langjährige pastorale und diplomatische Laufbahn herausgehoben. Er sei "die ideale Person, um das Amt des Staatsoberhauptes zu übernehmen und unser Land bestmöglich zu vertreten, wie es Ko-Fürst Joan-Enric Vives i Sicília in den letzten Jahren getan hat".

Ernennung Serranos verhinderte Staatskrise

Mit der Ernennung Serranos als Koadjutor endete eine Phase der Ungewissheit über die Zukunft über das Staatssystem Andorras. 2018 stellte Papst Franziskus dem andorranischen Ministerpräsidenten Antoni Martí den Rücktritt des damaligen Bischofs von Urgell als Ko-Fürst in Aussicht, sollte das Fürstentum die Abtreibung legalisieren. Seit 1993 ist Andorra zwar eine parlamentarische Monarchie, Gesetze bedürfen aber weiterhin der Unterschrift der Ko-Fürsten. 2023 besuchte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin Andorra, um über die Abtreibungsgesetzgebung zu beraten, nicht aber um die Staatsform in Frage zu stellen.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und der andorranische Ministerpräsident Xavier Espot
Bild: ©Govern d'Andorra (Archivbild)

Pietro Parolin und Ministerpräsident Xavier Espot zeigten sich 2023 bei der gemeinsamen Pressekonferenz anlässlich des Staatsbesuchs des Kardinalstaatssekretärs in Andorra demonstrativ einmütig.

Serrano wurde 1977 in Katalonien geboren. Nach Studien in Rom und Stationen in der Pfarrseelsorge trat er 2012 in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ein und arbeitete an den Nuntiaturen in Mosambik, Nicaragua und Brasilien, ab 2019 war er bis zu seiner Ernennung zum Koadjutorbischof von Urgell 2024 Nuntiaturrat in der Sektion für Allgemeine Angelegenheiten des vatikanischen Staatssekretariates. Koadjutorbischöfe sind Weihbischöfe mit dem Recht zur Nachfolge, das heißt sie werden unmittelbar durch das Ausscheiden des jeweiligen Diözesanbischofs selbst Diözesanbischof mit allen Rechten.

Das Bistum Urgell liegt größtenteils auf spanischem Staatsgebiet, umfasst aber auch das gesamte Territorium des angrenzenden Fürstentums Andorra. An der Spitze des Zwergstaats stehen zwei Kofürsten, die jeweils durch den Bischof von Urgell und dem französischen Staatspräsidenten gestellt werden. Die Doppelherrschaft geht auf das 13. Jahrhundert zurück, als sich der Graf von Foix und der Bischof von Urgell nach jahrzehntelangen Streitigkeiten auf eine gemeinsame Herrschaft einigten. Die mit dem Amt des Grafen von Foix verbundenen Vorrechte gingen zunächst auf die französische Monarchie und später auf den Staatspräsidenten über. Der Bischof von Urgell ist neben dem Papst der einzige katholische Bischof, der zugleich Staatsoberhaupt ist. (fxn)