Frankfurter Fund sorgte für Aufsehen

Ältester Nachweis für Christentum? Silberinschrift wird analysiert

Veröffentlicht am 05.06.2025 um 11:24 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt ‐ Das bei Frankfurt gefundene antike Silberamulett mit christlicher Inschrift fasziniert Forscher und Besucher. Jetzt wird das 1.800 Jahre alte Objekt analysiert. Hinweise könnten Pflanzenpollen geben.

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So groß wie ein halber Bierdeckel und so dünn wie zwei aufeinandergelegte Alu-Folien ist das einzigartige Ausstellungsstück, das seit Mitte Dezember dem Archäologischen Museum Frankfurt weltweite Aufmerksamkeit beschert: Die Frankfurter Silberinschrift zog in einem halben Jahr bis zu 18.000 Besucher ins Museum, wie ein Sprecher auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mitteilte.

Die im Gebiet der antiken Römerstadt Nida 2018 entdeckte Silberfolie überdauerte die Jahrhunderte, weil sie in einer Amulettkapsel vor Zerstörung geschützt war. "Jede Zunge bekenne sich (zu Jesus Christus)", lautet das Ende der 18-zeiligen Inschrift. Die etwa 1.800 Jahre alte Inschrift gilt vielen Experten als ältester bekannter Nachweis für die christliche Religion nördlich der Alpen. Davon geht auch Markus Scholz aus. Der Archäologe der Frankfurter Goethe-Universität erforscht zusammen mit anderen Experten den Fund. "Es ist das älteste christliche Zeugnis, aber es lässt sich daraus nicht ohne weiteres ein christlich geprägter Personenkreis in der damaligen Stadt Nida erschließen", berichtet er der KNA.

Analysen sollen Fragen beantworten

Für Scholz ist es wahrscheinlich, dass der Träger des Amuletts selbst Christ war. Doch unter anderem in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" äußerten sich andere Experten skeptisch. Aktuell stehen laut Scholz naturwissenschaftliche Analysen an. So wird zum Beispiel geprüft, ob Pflanzenpollen in der Kapsel erhalten sind. Denn bestimmte Baumpollen können Hinweise auf Klimazonen liefern, in denen das Silberobjekt war. Fände man Olivenpollen, würde man eher über einen Ursprungsort im Mittelmeerraum diskutieren als etwa bei Birkenpollen. "Die Folie besteht aus kupferhaltigem Silber mit Spuren von Blei", erläuterte Scholz weiter. Das Blei könne der Wissenschaft vielleicht genauere Auskunft über die geologische Lagerstätte geben, in der das verarbeitete Metall abgebaut wurde.

Die Silberfolie war in eingerolltem Zustand in einer Amulettkapsel zusammen mit dem Skelett eines circa 35 bis 45 Jahre alten Mannes auf einem römischen Friedhof vor den Toren der Römerstadt Nida entdeckt worden. Wissenschaftler datierten das Grab ins zweite Drittel des dritten Jahrhunderts. Geplant ist laut Scholz jetzt ein wissenschaftlicher Band über das Gräberfeld und das Silberamulett – verfasst von Wissenschaftlern verschiedener Fachbereiche und herausgegeben vom Archäologischen Museum Frankfurt. (KNA)