Feministische Exegese auf dem Stundenplan des späteren Pontifex

Theologieprofessorin über Papst Leo XIV.: Er war ein Einser-Student

Veröffentlicht am 06.06.2025 um 10:55 Uhr – Lesedauer: 

Chicago ‐ Leo XIV. hat in Chicago Theologie studiert. Seine Professorin für Altes Testament erinnert sich an den heutigen Papst. Nach manchem feministischem Seminar stimmt sie sein jetziger Blick auf die Frauenfrage optimistisch.

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Als Theologiestudent war Papst Leo XIV. ein hervorragender Student. In einem von "Global Sisters Report" veröffentlichten Interview berichtet seine Professorin für Altes Testament, Schwester Dianne Bergant, von Robert Prevosts Studienzeit an der Hochschule Catholic Theological Union in Chicago. "In seinem ersten Jahr belegte er bei mir die Einführung ins Alte Testament, im dritten die fünf Bücher Mose, und er hat beide Seminare sehr gut gemacht. Er war ein Einser-Student, er war ein sehr zuverlässiger Student", so die Theologin.

Thema in den Seminaren war auch feministische Exegese. "Ich habe solche Ansätze eingebracht, weil wir damals so Theologie betrieben haben", berichtet Bergant, die von 1978 bis 2023 an der Hochschule lehrte. Als Papst erwartet sie von ihm nicht, dass er sich sofort zur Weihe von Frauen positioniert. Es sei ein ermutigendes Zeichen, dass bei seiner ersten Messe als Papst eine Frau Lektorin war. "Papst Franziskus hat, denke ich, damit begonnen, Frauen zu beteiligen, etwa in der Liturgie, und Leo wird das fortführen. Franziskus hat Frauen in Kurienämter eingesetzt. Sie arbeiten in den Dikasterien. Sie sind Teil der Struktur der Kirche. Und es sieht so aus, als ob Leo das weiter so halten wird", so die Schwester. Sie selbst dränge nicht auf die Weihe von Frauen. "Der Hauptgrund, der dafür angeführt wird, dass Frauen nicht ordiniert werden können, ist fadenscheinig: Wir haben es nie so gemacht. Und doch hat sich die Kirche immer wieder verändert. Die Kirche könnte sich also ändern."

Regelmäßiger Kontakt auch nach dem Studium

Auch nach seinem Abschluss standen Bergant und Prevost weiterhin in Kontakt. Bei Besuchen in Chicago hatten sie immer wieder Kontakt. Nach der Erhebung zum Kardinal hatte sie ihm per E-Mail gratuliert. "Gleich am nächsten Tag hat er geantwortet. Er hat kurz von seiner Ausbildung gesprochen und mir dafür gedankt, dass ich ein Teil davon war. Das sagt etwas über ihn aus. Er hat die Nachricht unterschrieben mit 'Geschwisterlich, Bob'". Auch nach der Papstwahl habe sie ihm gleich geschrieben und gratuliert, aber sehr knapp. "Ich habe mir gedacht, er bekommt jetzt Millionen von Mails, da wird er nicht Zeit für meine haben." Dennoch habe er schnell geantwortet: "Ganz einfach. Ich weiß nicht, ob er es getan hat oder ob er zu diesem Zeitpunkt bereits Leute hatte, die das für ihn tun. Aber er sagte dort etwas, das mir zeigte, dass er oder derjenige, der antwortete, wusste, was ich geschrieben hatte. Er unterschrieb: 'Mit den besten Wünschen, Leo XIV'."

Robert Prevost studierte zunächst an der Villanova University bei Philadelphia Mathematik und Philosophie, bevor er 1977 in den Augustinerorden eintrat. Nach seinem Noviziat studierte er bis 1982 Theologie in Chicago. Danach absolvierte er ein Kirchenrechtsstudium an der Päpstlichen Universität Angelicum in Rom, wo er 1987 mit einer Arbeit über die Rolle des örtlichen Priors im Orden des heiligen Augustinus zum Doktor des kanonischen Rechts promoviert wurde. (fxn)