Der nächste Papst sollte umfassend ökumenisch sein
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In einer Zeit globaler Krisen, wachsender Polarisierung und spiritueller Orientierungslosigkeit braucht die Welt mehr denn je eine moralische Instanz, die Brücken baut – über Konfessions- und Religionsgrenzen hinweg. Der neu gewählte Papst muss deshalb im ursprünglichen Wortsinn "ökumenisch" sein: nicht nur auf den Binnenkreis der römisch-katholischen Kirche fokussiert, sondern offen für den Dialog mit anderen Religionen und Nichtgläubigen – die ganze Welt im Blick.
Papst Franziskus hat in seinem Pontifikat gezeigt, wie ein solcher Dialog gelingen kann. Er steht damit in einer großen Tradition, die Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul II. und auch Benedikt XVI. auf je eigene Weise geprägt haben.
Mit dem Dokument über die "Brüderlichkeit aller Menschen", das Papst Franziskus 2019 gemeinsam mit dem Großimam von Al-Azhar unterzeichnete, setzte er ein starkes Zeichen für interreligiöse Verständigung. Er betonte, dass der interreligiöse Dialog "notwendig und unumkehrbar" sei – ein gemeinsamer Weg des Friedens und für den Frieden.
Doch der Dialog darf nicht bei den Religionen enden. In einer zunehmend säkularisierten Welt ist es ebenso wichtig, das Gespräch mit Nichtgläubigen zu suchen. Der verstorbene Papst ermutigte dazu, Menschen anderer Überzeugungen mit Herzlichkeit und Geschwisterlichkeit zu begegnen. Sein Einsatz für zentrale Zukunftsfragen wie Umweltschutz ("Laudato si'") und Frieden verdeutlicht die umfassende Sichtweise des Glaubens – und was "ökumenisch" eigentlich bedeuten kann.
Ein Papst, der über die Grenzen der Kirche hinausblickt, kann eine weltweite Stimme des Gewissens sein. Er kann dazu beitragen, dass Religion nicht spaltet, sondern eint; dass sie nicht zum Vorwand für Gewalt wird, sondern zum Motor für Frieden und Gerechtigkeit.
Die Welt braucht jetzt wieder einen Papst, der nicht nur Hirte der Katholikinnen und Katholiken ist, sondern Brückenbauer zwischen Kulturen, Religionen und Weltanschauungen. Gerade durch seine Verbindung zu anderen religiösen und politischen Führungspersönlichkeiten kann er Hoffnung stiften – in einer Zeit, die von Unsicherheit und Spaltung geprägt ist.
Deshalb ist es so wichtig, dass auch der nächste Pontifex ein wirklich ökumenischer Papst wird – im umfassendsten Sinne des Wortes.
Der Autor
Der Dominikaner Max Cappabianca ist Leiter der Katholischen Studierendengemeinde Hl. Edith Stein in Berlin. Von 2009 bis 2016 war er Mitarbeiter der vatikanischen Ostkirchenkongregation.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.