Angela Merkel: Nächster Papst sollte Linie von Franziskus fortsetzen
Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erhofft sich vom nächsten Papst eine Weiterführung der Linie von Franziskus. "Es wäre schön, wenn hier eine Kontinuität entstehen würde, wenn sich also eine nächste Enzyklika auch wieder mit den Gemeinschaftsgütern beschäftigen könnte oder wenn einfach diese Linie eines menschennahen Papstes, die Franziskus angefangen hat, fortgesetzt würde", sagte Merkel (70) im Interview des kirchlichen Kölner Internetportals "domradio.de" (Dienstag).
"Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne – das ist in der Politik und auch bei der Papstwahl so. Kardinal Marx hat es gut gesagt: Er hofft, dass ein einigender Gedanke über die Kardinäle kommt. Das wünsche auch ich dem Konklave", so die evangelische Christdemokratin mit Blick auf das am Mittwoch beginnende Konklave zur Wahl eines neuen Oberhauptes für die weltweit rund 1,4 Milliarden Katholiken. Papst Franziskus war am Ostermontag im Alter von 88 Jahren gestorben.
Merkel, die den Papst in ihrer Amtszeit als Bundeskanzlerin mehrfach getroffen hatte, sagte, dass der Papst auf ihren Glauben als evangelische Christin einen Einfluss gehabt habe – "weil er eine ursprüngliche Frömmigkeit hatte". Er habe es den Menschen einfach gemacht, Gottvertrauen zu entwickeln. "Bei ihm musste man nicht über dieses oder jenes Bescheid wissen, sondern er ist erst einmal auf jeden mit offenen Armen zugegangen. Das fand ich sehr beruhigend." Sie habe auch Papst Benedikt XVI. gekannt, der "theologisch viel formaler" gewesen sei, sagte Merkel. "Papst Franziskus hat die Menschen als Menschen genommen und dieser Zugang war mir sehr nahe. Damit möchte ich aber nicht sagen, dass es keine theologische Wissenschaft bräuchte."
DBK-Generalsekretärin: Papst hat weltpolitische Rolle
Die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Beate Gilles, erhofft sich vom neuen Papst eine "wohltuende Dezentralisierung" der katholischen Kirche. Die Weltkirche lebe in unterschiedlichen Kulturen; sie müsse auf kulturelle Veränderungen und gesellschaftliche Bedürfnisse reagieren, sagte sie am Mittwoch im InfoRadio des RBB. Aufgabe des Papstes sei es, Vielfalt zu ermöglichen und die Kirche zusammenzuhalten.
Papst Franziskus habe viele Prozesse angestoßen, die der neue Papst jetzt fortführen müsse, fügte Gilles hinzu. Dazu zählten auch Fragen rund um die Weihe von Frauen oder die Akzeptanz von alternativen Lebensformen. Die Theologin verwies zudem auf die weltpolitische Rolle des Papstamtes: Die Welt sei in großer Unruhe. Es sei wichtig, dass es jemanden gebe, der das Schicksal der Armen und die Erhaltung der Schöpfung im Auge habe, sagte Gilles. Das Papstamt könne eine große Kraft entfalten.
KDFB-Präsidentin: Kirche braucht unterschiedliche Reformgeschwindigkeiten
Anja Karliczek, frühere Bundesbildungsministerin und derzeit Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB), erhofft sich vom neuen Papst eine weitere Dynamik in Richtung Reformen. Die Katholiken in Europa hätten teilweise andere Erwartungen und unterschiedliche kulturelle Hintergründe als Katholiken in Afrika oder Asien, sagte sie am Mittwoch im Deutschlandfunk. Deshalb seien in der Weltkirche unterschiedliche Reformgeschwindigkeiten und differenzierte Maßnahmen nötig. Wenn die katholische Kirche in Deutschland und Westeuropa nicht zu einer kleinen Nischenkirche werden wolle, müsse sie stärker auf die Erwartungen der Katholiken reagieren, fügte die CDU-Politikerin hinzu. Das gelte etwa für die Beteiligung und die Rechte von Frauen. Papst Franziskus habe hier viele Impulse gegeben, sei aber etwa vor der Weihe von Frauen zu Diakoninnen zurückgeschreckt. (tmg/KNA)