Kardinal: Beim Abendessen traute sich niemand an den Tisch des Papstes
Beim Abendessen nach dem Konklave sei die Stimmung unter den Kardinälen angespannt und verkrampft gewesen, weshalb sich niemand an den Tisch des neuen Papstes getraut habe. Das berichtete der Erzbischof von Belgrad, Kardinal Laslo Nemet, am Sonntagabend dem ungarischen Fernsehsender RTL. "Er saß allein da, ganz in Weiß, ein bisschen verloren." Zusammen mit zwei anderen Ordensleuten habe er gedacht, sie könnten ihn nicht allein lassen. Deshalb seien sie zu ihm an den Tisch gekommen und hätten gefragt, ob sie sich setzen dürften. "Natürlich, natürlich", habe er gesagt, "und so habe ich mit dem Papst zu Abend gegessen", erinnert sich der Belgrader Kardinal.
Mit Blick auf die Abstimmung im Konklave erinnert sich Nemet an den Moment, als klar war, dass Prevost der neue Papst werden würde. "Als die Stimmen eintrafen und seine Wahl immer sicherer wurde, hat er einfach den Kopf in den Händen vergraben". Er selbst habe Prevost als jemanden erlebt, der nicht nach Ämtern strebe und auch nicht innerkirchlichen Kreisen angehöre. "Er hat sich dem Willen Gottes hingegeben", so Nemet. Das sei eine fantastische Sache.
Robert Francis Prevost (69) wurde am Donnerstag zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt. Der langjährige Leiter des Augustinerordens ist der erste gebürtige US-Amerikaner im Papstamt und besitzt auch die peruanische Staatsbürgerschaft. Unter seinem Vorgänger Franziskus leitete er das vatikanische Dikasterium für die Bischöfe. Am Sonntag fand bereits das erste öffentliche Mittagsgebet mit ihm vor rund 100.000 Menschen auf dem Petersplatz statt. Offiziell in sein Amt eingeführt wird er am 18. Mai. (mtr)