Kardinal Parolin: Vatikan ist bereit für Vermittlung im Ukraine-Krieg
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat das Vermittlungsangebot von Leo XIV. für ein Ende des Ukraine-Kriegs präzisiert. "Konkret bedeutet dies meiner Meinung nach, dass der Heilige Stuhl für ein Treffen zwischen den beiden Parteien zur Verfügung steht, dass sich die beiden Parteien treffen und zumindest miteinander sprechen", sagte Parolin laut der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" (online) am Freitagmorgen in Rom.
Es handele sich also eher um die Bereitstellung eines Ortes. "Wir sind dazu bereit", bekräftigte der oberste Diplomat des Papstes. Der Vatikan könnte ein sehr geeigneter Ort sein, der die erforderliche Diskretion gewährleiste.
Papst will Hoffnung zurückgeben
Bei einer Audienz vergangenen Mittwoch hatte der neue Papst betont, dass der Vatikan sich in Kriegen und Konflikten als Vermittler starkmachen möchte. Der Heilige Stuhl stehe bereit, "damit sich die Feinde begegnen und einander in die Augen schauen können, damit den Völkern die Hoffnung zurückgegeben wird und ihnen die Würde wiedergegeben wird, die sie verdienen, die Würde des Friedens", sagte Leo XIV.
Die Rolle des Vatikans im Nahost-Krieg sieht Parolin anders: Der Vatikan sei immer bereit zu vermitteln, jedoch könne es sich bei dieser Unterstützung auch um "gute Dienste" handeln. "Für Gaza scheinen mir die Voraussetzungen für ein Treffen auf Ebene des Heiligen Stuhls nicht gegeben zu sein", so der Kardinalstaatssekretär.

Er halte es für seine Pflicht, Leo XIV. im Namen von Millionen Ukrainern einzuladen, die auf ihn warteten, sagte der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk.
Unterdessen betonte der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, dass eine Reise von Papst Leo XIV. in die Ukraine dem Land Frieden bringen könne. Schewtschuk sagte nach Angaben seiner ukrainischen griechisch-katholischen Kirche am Donnerstag dem Papst in einer Privataudienz im Vatikan, seine Landsleute seien davon überzeugt, "dass der Besuch des Papstes dazu beitragen wird, den Krieg in der Ukraine zu beenden". Er halte es für seine Pflicht, Leo XIV. im Namen von Millionen Ukrainern einzuladen, die auf ihn warteten. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte den Papst eigenen Angaben zufolge bereits in die Ukraine eingeladen.
Der Großerzbischof dankte dem Papst für dessen Friedensappelle. Seine Forderungen nach einem Ende des Krieges seien äußerst wichtig. Schewtschuk habe auch an den fünftägigen Ukraine-Besuch von Papst Johannes Paul II. (1978–2005) im Jahr 2001 erinnert. Diese Visite sei von den Ukrainern als Zeichen verstanden worden, "dass der Kommunismus niemals in unser Land zurückkehren wird".
Liste mit Gefangenen und Vermissten
Das Oberhaupt der mit Rom verbundenen griechisch-katholischen Kirche der Ukraine übergab Leo XIV. den Angaben zufolge Listen von Ukrainern, die in russischer Gefangenschaft sind oder vermisst werden. Der Vatikan hat bereits mehrfach beim Austausch von Kriegsgefangenen zwischen Russland und der Ukraine geholfen. Der Vatikan veröffentlichte ein Video von der Begegnung von Leo XIV. mit Schewtschuk, äußerte sich aber zunächst nicht zum Inhalt der Gespräche.
Bereits Leos Vorgänger Papst Franziskus (2013–2025) bekam mehrere Einladungen zu einer Reise in die Ukraine. Die Reise kam unter anderem deshalb nicht zustande, weil Franziskus sagte, er könne nur dann nach Kiew reisen, wenn er auch nach Moskau eingeladen werde. Letzteres kam jedoch wohl nie zustande. Die Reise von Johannes Paul II. 2001 war die bislang einzige Papstreise in das Land. (cbr/KNA)