Mit Selbstbeherrschung kann Papst Leo XIV. stilbildend wirken
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Beim Überfliegen der Standpunkte des letzten Monats meint man ja, das Papst-Thema sei jetzt weitgehend ausgezuzelt, wie man in Bayern sagt. Aber als Wahlrömer ist es doch schwer, in diesen Tagen über etwas Anderes zu schreiben.
Gestern sagte mir eine feinsinnige Beobachterin des neuen Papstes: "Er wirkt so beherrscht." Selbstbeherrschung, das ist eine Vokabel, die man inzwischen eher selten hört. Sie klingt etwas altmodisch, hat aber schöne Anklänge. Das Kloster Montserrat, das gerade sein 1.000-jähriges Bestehen feiert, hat "Rege te ipsum" zu einem Leitmotiv seines Jubiläums gemacht: regiere Dich selbst!
Selbstbeherrschung steht etwas im Wettbewerb mit einer anderen Charaktereigenschaft, die derzeit deutlich höher im Kurs steht: der Authentizität. Die kommt erst einmal als unverbogene Ehrlichkeit daher und ist ausgesprochen medientauglich. Echte Könner lernen deshalb auch, Authentizität zu simulieren. Allerdings ist Authentizität gelegentlich nur die Verkleidung sozialer Zumutungen: "So bin ich halt!"
Vielleicht kann ein Papst über die Kirche hinaus stilbildend wirken. Wenn durch Leo XIV. etwas mehr Beherrschtheit in die Welt kommt, haben alle etwas davon, nicht nur die Katholiken.
Der Autor
Jeremias Schröder OSB ist Abtprimas der Benediktinischen Konföderation.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.