Auch beim neuen Papst zelebrieren Männer – Frauen bleiben außen vor
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Mit dem Tod des vorherigen und der Wahl des neuen Papstes schaut wieder einmal die ganze Welt nach Rom. Die Architektur des Petersplatzes und die Zeremonien sind ästhetisch ansprechend, ja prächtig und zugleich angemessen nüchtern und klar. Die Worte vom demütigen Petrusdienst bewegen, und manche Ansprache redet den Mächtigen ins Gewissen ("Friede sei mit Euch"). Politprominenz aus aller Welt reist an (was für ein CO2-Ausstoß!), sie fühlt sich geehrt, dazuzugehören und führt am Rande noch manch wichtiges Gespräch. Hervorragend werden die Eucharistiefeiern und das Konklave inszeniert, mystisch-erhöhend und zugleich irdisch-begrenzend. Von aller Welt bewundert, sagen viele, auch manche Kirchenverächter und -neider, so etwas schaffe nur noch die katholische Kirche.
So weit, so gut. Hinzu kommt: Der Neue macht auch noch einen hervorragenden Eindruck! Vielen Katholiken schwillt zurecht ein wenig die Brust. Das Kirchengejammer wird übertönt von durchaus leicht stolzen Klängen. Wir sind wieder wer.
Doch wo bleiben die Frauen? Alte Männer in roten Gewändern sind zu sehen, dazu etwas jüngere Männer als Altardiener, alle hervorragend gestylt. Kaum Frauen sind zu sehen, maximal für Lesung und Fürbitten – und übrigens auch unter der Politprominenz eher als dezente Begleiterinnen hoher Herren.
Einige Freundinnen von mir – sehr spirituelle Frauen – sagen, sie schauen solche Zeremonien nicht mehr an, denn sie ertragen den Anblick des selbstherrlich Männerbündischen nicht mehr. Auch gehen sie nicht mehr zu Priesterweihen und kaum noch zur sonntäglichen Eucharistie. Auch mich selbst – immerhin Ordensmann und Priester, also Mitglied des Männerbundes – beschleicht ein dunkles Gefühl, wenn ich im Fernsehen diese fast rein männlichen Zeremonien sehe...
Merkt die Kirche, was sie verpasst? Was grundsätzlich nicht stimmt? Wie sie die Hälfte der Menschheit außen vor lässt? Und das Problem ist eben nicht nur das westlich-liberal-akademischer oder feministischer Kreise, sondern eines der gesamten Weltkirche...
Der Autor
Pater Stefan Kiechle SJ ist seit 2018 Chefredakteur der Zeitschrift "Stimmen der Zeit". Zuvor leitete er sieben Jahre die Deutsche Provinz des Jesuitenordens.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.