Eine Päpstin als Nachfolgerin und die Stärkung der "Alten Messe"
Ein neuer Papst hat es nicht leicht. Es ändert sich nicht nur sein ganzes Leben und er hat die große Aufgabe, eine Kirche mit über einer Milliarde Gläubigen zu leiten. Eben diese Gläubigen haben auch noch unterschiedliche und bisweilen gegensätzliche Erwartungen an ein neues Kirchenoberhaupt. Wir haben unsere katholisch.de-Community auf Facebook und Instagram gefragt, welche Themen Papst Leo XIV. Ihrer Meinung nach angehen und wofür er sich einsetzen sollte.
Die meistdiskutierten Themen waren die Rolle der Frau in der Kirche und die Akzeptanz queerer Personen und vielfältiger Familienmodelle. Manche wünschen sich Diakoninnen oder Priesterinnen, @peronospora_77 geht noch weiter: "Ich wünsche mir, dass er in seiner Amtszeit Frauen in der Kirche so gleichberechtigt, dass beim nächsten Konklave auch Frauen mitwählen dürfen. So jung wie er ist, dürfte seine Amtszeit so Gott will sehr lange dauern und bis dahin sollte die Vorstellung von einer Päpstin kein Wunschdenken mehr sein!"
Auch wird mehrfach der Wunsch geäußert, Geschiedene wieder heiraten zu lassen und verschiedene Familienmodelle zu unterstützen. "Ich bitte darum, queere Familien auch anzuerkennen mit ihren Kindern, Adoptivfamilien, Pflegefamilien und Kinder, die in Kinder- und Jugendgruppen leben als familiäre Gemeinschaft. Ich bitte darum, Familien anzuerkennen, deren Kinder durch Reproduktionsmedizin entstanden sind. Ich bitte darum, Kinder, die bei Großeltern oder anderen Verwandten aufwachsen, als Familie anzuerkennen", schreibt @stefaniesandkuhler. Zu diesem Thema hat sich Leo XIV. schon in einem kurzen Statement geäußert, einige User beziehen dies in ihre Antworten mit ein. @rouputuan schreibt: "'Die Familie gründet auf der Vereinigung von Mann und Frau'. Vielleicht kann Papst Leo etwas Verständnis und Anerkennung für Familien wie meine aufbringen, die nicht auf diesem Modell basieren? Denn sein Pontifikat mit ausgrenzenden Aussagen wie dieser zu beginnen, ist kaum eine Ermutigung für uns, Mitglieder der Kirche zu bleiben."
Der Wunsch nach mehr Tradition
Nicht alle in unserer Community teilen diese Wünsche. Es gibt Gegenwind und es wird diskutiert, ob diese Forderungen der Bibel entsprechen. @stephanvs_h87 sagt beispielsweise: "Nun ja, was Jesus sagt, halte ich dann doch für wahr. Ich bin mir nicht sicher, welche Art von Christentum Sie verfolgen?" und @ stina_van_loewenherz kontert: "Katholisch. Aber immer mit Freiraum zur Veränderung. Jede:r darf seinen Glauben so ausleben, wie er/sie will. Voraussetzung: Niemand wird dadurch eingeschränkt."
Immer wieder wird in den Kommentaren allgemein der Wunsch nach mehr Orientierung an der Tradition laut, zum Beispiel von Erika Strüver: "Ich wünsche mir, dass der neue Papst die Kontinuität der kirchlichen Lehre wahrt und mit Besonnenheit handelt. Liturgie, Ehe und Familie sollten weiterhin zentrale Rollen im Leben der Kirche spielen. Reformen sollten im Einklang mit dem Glaubensgut stehen, nicht davon wegführen." @Eduardz.1 schreibt: "Ich würde mir wünschen, dass der Papst die Kirche nach dem Beispiel Johannes Paul II. und Benedikts führt, nahe bei den Menschen ist, aber die Lehre der Kirche und die Geschichte nicht vergisst. […] Hoffentlich bewahrt er die Kirche so, wie sie sein muss." Eva-Maria Michels fordert die "Freiheit, die Alte Messe dort zu feiern, wo es die Gläubigen wünschen" und ist nicht die Einzige, die sich für die vorkonziliare Liturgie ausspricht.

Einige Leserinnen und Leser wünschen sich eine Stärkung der "Alten Messe".
Manche wünschen sich mehr Synodalität, andere hingegen möchten, dass der Papst den Synodalen Weg in Deutschland stoppt. Die großen Herausforderungen formuliert Karl-Heinz Wirtz: "Für mich ist das Wichtigste, die verschiedenen und unterschiedlichen Richtungen in der Kirche möglichst zusammen zu führen."
Einig sind sich die User bei den Themen Missbrauchsbekämpfung und Einsatz gegen Armut sowie für den Frieden. So schreibt @Anja_oblosb: "Vermittlung in internationalen Konflikten, also Einsatz für den Frieden, sowie Engagement gegen Armut und Ausbeutung sind schon mit das Wichtigste." Elfi Kastenholz spricht sich für eine Umverteilung von Geld aus: "Ich wünsche mir von Papst Leo, dass er den Prunk und Protz, den die katholische Kirche betreibt, zum Teil abschafft und von den vielen Schätzen (Gold und Silber usw.) den Armen und Bedürftigen Essen, Kleidung und Unterkunft spendet. Jesus hat es doch vorgelebt. Er war bescheiden und hilfsbereit und hat sich nicht mit goldenen Gewändern und Kopfbedeckung geschmückt. Es geht auch bescheidener!" @romy.herz betont: "Das Wichtigste, das er machen muss, ist, dass es keinen Kindesmissbrauch mehr geben darf." Und auch Melanie Schwietert hat große Hoffnung: "Ich wünsche mir, dass Leo der 14. es schafft, durch seine Bemühungen für mehr Frieden in der Welt zu sorgen. Wenn er es dann noch schaffen würde, den Hunger in der Welt einzudämmen, wäre er schon fast ein Heiliger."
Ökumene und Diaspora
Gerade in Deutschland interessiert auch das Thema Ökumene sehr. Es wird der Wunsch nach einer Stärkung laut, bei der Frage nach der Mahlgemeinschaft sind die Meinungen dann wieder unterschiedlich. Andrea Klug wünscht sich einen Deutschlandbesuch vom Papst, dabei geht es ihr aber nicht hauptsächlich um die Ökumene: "Ich wünsche dem Papst natürlich zuallererst viel Gesundheit und die Kraft Gottes und des Heiligen Geistes! Außerdem würde ich mir sehr wünschen, wenn der Papst Deutschland besucht, vor allem die Diaspora, zum Beispiel das Bistum Erfurt, das auch schon seit Jahren unter Priestermangel leidet." Das Thema Diaspora treibt auch andere User um, etwa Judith Sauer: "Ich lebe schon immer in der Diaspora. Wir leiden zunehmend unter dem Priestermangel. Dazu werden Gemeinden fusioniert, Gemeindehäuser und Kirchen aufgegeben. Es wird immer schwieriger, Eucharistiefeiern zu feiern." Weiterhin wünscht sie sich die Priesterweihe von bewährten, verheirateten Männern, sogenannter viri probati. "Die Nöte der Gläubigen hier dürfen ihm nicht weniger Wert sein als die in anderen Teilen der Welt." Nicht nur viri probati, auch eine allgemeine Freiwilligkeit des Zölibats wird an einigen Stellen gefordert – anderswo dagegen abgelehnt.
Natürlich gab es noch viel mehr Wünsche an den neuen Papst. Doch nicht alle sind kirchenpolitisch. Petra Ferone schreibt: "Er soll das Evangelium verbreiten, das ist seine Aufgabe." Edi Arnold unterstützt das, indem er sich wünscht, dass Leo XIV. "auf die Stimme und das Wort Gottes hört und nicht auf das Stimmengewirr rundherum…" Liane Kever wünscht sich, "dass er so herzlich bleibt, wie er jetzt ist."
Egal, wofür der Papst sich einsetzen und was er beschließen wird, er wird auf jeden Fall brauchen, was Karin Braun schreibt: "Ich wünsche mir nichts von ihm, sondern ich wünsche mir für ihn, in Anlehnung an den Wunsch Salomons 'ein hörendes Herz', damit er die Kirche sicher führen und das Gute vom Bösen unterscheiden kann." Oder um es mit Sue TJ zu sagen: "Ich wünsche ihm, dass er nicht an all den 1,4 Milliarden Erwartungen zerbricht. Ich glaube, ich mag ihn."