Standpunkt

Keine Machtkämpfe mehr: Leo XIV. muss mit der Kurie kooperieren

Veröffentlicht am 27.05.2025 um 00:01 Uhr – Von Christoph Brüwer – Lesedauer: 

Bonn ‐ Das schlechte Verhältnis zwischen Papst Franziskus und der vatikanischen Kurie war beinahe legendär. Sein Nachfolger sollte sich auf diesem Feld mehr um Ausgleich bemühen, schreibt Christoph Brüwer. Denn Machtkämpfe schadeten der gesamten Kirche.

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Dass Papst Franziskus kein Freund der vatikanischen Kurie war, ist kein Geheimnis. Beinahe legendär wurde seine Weihnachtsansprache, in der er 2014 15 "Kurienkrankheiten" skizzierte. Auch in der Folge ging das Kirchenoberhaupt immer wieder hart mit seinen – eigentlich engsten – Mitarbeitern ins Gericht. Er kritisierte Rivalität und Eitelkeit, sprach gar von "Krebsgeschwüren" und "Verschwörungen". Die Kritik kam bei vielen Kurialen nicht gut an – und war offenbar auch Thema bei den Generalkongregationen der Kardinäle vor dem jüngsten Konklave.

Es dürfte daher kaum überraschen, dass mit Kardinal Robert Francis Prevost ausgerechnet jemand zum Papst gewählt wurde, der vorher in leitender Funktion an der Kurie tätig war. Das kommt offenbar gut an: Bei seinem ersten Auftritt vor Mitarbeitenden des Vatikans wurde Leo XIV. am Samstag bereits mit Applaus "Viva il Papa"-Rufen gefeiert und dankte den Anwesenden für ihren Dienst.

Seine Fähigkeiten als Brückenbauer kann der neue Papst nun auch in seinem Umgang mit der Kurie zeigen. Denn auch wenn Kritik à la Franziskus erlaubt sein muss und wichtig ist, so braucht es doch ein Vertrauensverhältnis zwischen dem Kirchenoberhaupt und "seiner" Behörde. Mehr oder minder öffentlich ausgetragene Machtkämpfe schaden dem Papst, der Kurie – und letztlich der Kirche insgesamt. Denn für eine funktionierende Verwaltung einer Weltkirche müssen die führenden Mitarbeitenden und ihr Chef an einem Strang ziehen.

Gerade nach dessen Tod wurde immer wieder moniert, Papst Franziskus habe zu oft im Alleingang entschieden. Ein Regierungsstil, der sich mit einer von vielen Seiten gewünschten synodalen Kirche nur schwer vereinen lässt. Dass sich auch Papst Leo XIV. eine synodale Kirche in Einheit wünscht, hat er seit seiner Wahl immer wieder betont. Seine Vision der Kurienarbeit gab er den Mitarbeiten am Samstag mit auf den Weg: "Wenn wir also alle an der großen Sache der Einheit und der Liebe mitarbeiten wollen, sollten wir versuchen, dies zuallererst durch unser Verhalten in alltäglichen Situationen zu tun, angefangen auch am Arbeitsplatz." Das klingt hoffnungsvoll.

Von Christoph Brüwer

Der Autor

Christoph Brüwer ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.