"Konklave ist kein Nistplatz für Schlangen und kein Haus der Intrigen"

Kardinal: Papstwahl hat nichts mit Machtspielen zu tun

Veröffentlicht am 27.05.2025 um 10:33 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Weder Fraktionen noch Kandidaten: Ein Kardinal räumt mit Klischees über das Konklave auf und erklärt, warum die Papstwahl keine Bühne für Intrigen ist. Er gibt auch Einblick in die Wahl von Papst Leo XIV.

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Der marokkanische Kardinal Cristóbal López Romero hat Klischees über die Papstwahl zurückgewiesen. In einem Interview mit der Plattform "religiondigital.org" (Montag) wandte sich der Kardinal entschieden gegen die Vorstellung, das Konklave habe mit Machtkämpfen oder Intrigen im Inneren des Kardinalskollegiums zu tun gehabt. "Das Konklave ist kein Nistplatz für Schlangen und kein Haus der Intrigen", sagte López Romero.

Auch Vergleiche zu einem parlamentarischen Verfahren mit Debatten oder Fraktionen seien falsch: "Im Konklave wird nicht gesprochen, sondern gewählt. Es gibt keine Reden, keine Hinweise, keine Stellungnahmen. Wir beten und bleiben konzentriert." Begegnungen oder Gespräche unter den Kardinälen seien nur in Pausen möglich gewesen – "wenn überhaupt", so der Kardinal. Vielmehr handle es sich um eine "liturgische Feier und einen spirituellen Moment", der von Stille, Gebet und innerer Sammlung geprägt sei.

Wie wurde Leo XIV. gewählt?

Die Abstimmungen erfolgten in einem "tiefen Schweigen, das Raum für Gebet und Reflexion lässt". Zur Wahl von Papst Leo XIV. selbst verriet López Romero, dass es "keine Kandidaten" im eigentlichen Sinn gebe. "Niemand schlägt sich selbst vor, niemand wird offiziell vorgeschlagen." Alle seien wählbar – auch Personen außerhalb des Kardinalskollegiums, wenngleich "seit Jahrhunderten stets Kardinäle gewählt wurden".

Die erste Wahlrunde sei entsprechend "sehr zerstreut" verlaufen; in den folgenden Runden hätten sich die Stimmen dann allmählich auf einen Namen konzentriert, bis die notwendige Zweidrittelmehrheit erreicht gewesen sei. Rückblickend beschrieb López Romero die Tage im Konklave als "außerordentlich, unglaublich, beeindruckend". Für ihn sei es eine Gelegenheit gewesen, "im Glauben an den Heiligen Geist zu wachsen – dessen Wirken mir offensichtlich schien –, im Gefühl der Zugehörigkeit zur Kirche und in der Erfahrung ihrer Universalität". (KNA)