Von Missbrauchsstudie erwartet er Impulse für die Zukunft

Bischof Gerber: Reformkurs auch mit Papst Leo XIV. möglich

Veröffentlicht am 27.05.2025 um 11:15 Uhr – Lesedauer: 

Fulda ‐ Wie steht der neue Papst Leo XIV. zu den Reformbemühungen der Kirche in Deutschland? Diese Frage wird seit seiner Wahl diskutiert. Bischof Michael Gerber sieht im jetzigen Papst keinen Gegner des Synodalen Wegs.

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Der Fuldaer Bischof Michael Gerber sieht auch unter Papst Leo XIV. die Chancen für eine Fortsetzung der Reformbemühungen der katholischen Kirche in Deutschland. "Die Einschätzung einiger Beobachter, dass es für die deutschen Bischöfe auf ihrem synodalen Weg mit dem neuen Papst nicht leichter wird, teile ich ausdrücklich nicht", sagte Gerber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Erstens war der jetzige Papst als Kardinal in die Gesprächsformate eingebunden, die die deutschen Bischöfe mit dem Vatikan haben", erklärte der Bischof. "Dabei habe ich ihn als wirklich aufmerksamen Zuhörer erlebt." Gerber nahm als Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) an den Gesprächen in Rom teil, der jetzige Papst als Bischofspräfekt.

Gerber betonte weiter, dass die Weltsynode den Auftrag gegeben habe, Formen des gemeinsamen Beratens und Entscheidens in den einzelnen Ländern vor dem Hintergrund der jeweiligen kulturellen Prägung zu entwickeln. Dazu seien die Bischöfe mit den entsprechenden römischen Stellen im regelmäßigen Austausch.

Papst Leo XIV. sei sensibler Zuhörer

Im neuen Papst Leo XIV. sieht Gerber einen "Brückenbauer". Das betreffe den politischen Bereich etwa als Vermittler zwischen Kriegsparteien. Er habe den jetzigen Papst vor etwa eineinhalb Jahren bei einer Konferenz persönlich kennengelernt. "Ich habe ihn als sensiblen Zuhörer und als sehr wertschätzend erlebt", betonte der Bischof.

Gerber sprach außerdem über die Missbrauchsstudie für das Bistum Fulda, die in den kommenden Wochen veröffentlicht werden soll. Er sehe der Veröffentlichung mit großen Interesse entgegen, kenne den Inhalt des Berichts aber noch nicht. "Ich rechne nach den Erfahrungen anderer Bistümer damit, dass der Bericht uns wichtige Erkenntnisse zur Vergangenheit bringen, aber auch Impulse für die Zukunft vermitteln wird", sagte Gerber. Nur wer kritisch auf die eigene Vergangenheit zurückschaue, könne zuversichtlich in die Zukunft schauen.

Die Missbrauchsaufarbeitung in der Kirche geschehe auch "aus unserem eigenen Selbstverständnis heraus". Dabei gehe es um den kritischen Umgang mit der eigenen Geschichte aber auch um den Respekt und die Achtung vor den Betroffenen. Er erhoffe sich von dem Bericht Hinweise auf Konsequenzen, die gezogen werden müssten. Auf DBK-Ebene werde bereits umfassend über neue Wege in der Priesterausbildung nachgedacht, erläuterte Gerber. Es gehe aber auch darum, wem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Leitungsfunktion ihrerseits Rechenschaft ablegen müssten. (cbr)