Kardinal: War erleichtert, dass ich nicht zum Papst gewählt wurde
Der maltesische Kardinal Mario Grech hat seine Erleichterung darüber ausgedrückt, im jüngsten Konklave nicht zum Papst gewählt worden zu sein. Am Tag der Wahl von Leo XIV. sei er als "freier Mann" nach Hause zurückgekehrt, sagte Grech in einem Interview mit der Zeitung "Times of Malta" (Sonntag). "Erst nach dem Konklave wurde mir klar, warum der neue Papst einen neuen Namen trägt – weil sein altes Leben nicht mehr das seine ist." Der Papst könne nach seiner Wahl keinen Kaffee trinken gehen oder einen kurzen Spaziergang unternehmen.
"Jemand hat mir vor dem Konklave gesagt: Der Mann, der Papst wird, riskiert, nachts nicht mehr zu schlafen", sagte der Kardinal. "Um das zu wollen, muss man entweder ein Märtyrer sein – und ich fühle mich nicht wie einer – oder verrückt." Grech galt im Vorfeld des Konklaves bei Beobachtern selbst als möglicher Kandidat für das Papstamt. "Mehrere Leute sagten mir, dass sie für mich beten, und ich sagte: 'Betet weiter, aber nach meinen Absichten, nicht nach euren'", scherzte der Kardinal.
Jeder vierte Priester lehnt Bischofsernennung ab
Auch Priester würden immer häufiger ablehnen, zum Bischof ernannt zu werden, erklärte Grech, der selbst Mitglied des vatikanischen Bischofsdikasteriums ist. Wenn ein Bischofsstuhl vakant werde, erhalte das Dikasterium für gewöhnlich ein Dossier des örtlichen Nuntius mit drei Kandidaten. Diese würden geprüft, nach Präferenz sortiert und dem Papst zur endgültigen Auswahl vorgelegt. "Es kommt jedoch immer häufiger vor, dass der ausgewählte Kandidat die Ernennung ablehnt – etwa 25 Prozent lehnen sie ab", sagte Grech. "Einer von vier Priestern, die vom Papst zum Bischof ernannt werden, lehnt ab." Das stehe im krassen Kontrast dazu, dass solche Ernennungen außerhalb der Kirche oft als Beförderung wahrgenommen würden. "Sie wollen es nicht, weil die Last der Autorität in der Kirche wirklich immens ist", sagte der Generalsekretär der Bischofssynode.
Vor seiner Berufung an die Kurie war Grech von 2005 bis 2019 Bischof von Gozo. Er schilderte, dass er sich als Bischof nicht inmitten von aufwendigen Zeremonien und Menschenmassen am authentischsten gefühlt habe, sondern in einem ruhigen Krankenhauszimmer. "Als ich einen sterbenden Vater besuchte, hörte ich, wie sein Sohn ihm sagte, dass ich da sei, und der Vater antwortete: 'Sieh mal, mein Bischof'." (cbr)