Leos Aufgabe – und unsere Aufgabe
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"Herr Pfarrer, du hast einen neuen Chef!" Mit diesen Worten begrüßte ein Schulkind aus Bayern den Pfarrer zur Religionsstunde kurz nach der Papstwahl. Selbst drei Wochen nach der Wahl von Papst Leo XIV. dreht sich in katholischen Nachrichtenportalen fast alles um den "neuen Chef". Experten verschiedener Couleur legen seine ersten Worte und Entscheidungen auf die Goldwaage und machen Prophezeiungen über Schwerpunkte des neuen Pontifikats. Der internationale Boulevard wird nicht müde, jede seiner Regungen kritisch zu beäugen und zu analysieren, von der Armbanduhr über die Schuhe bis zur Unterschrift. "A star is born", der sich nicht wirklich einordnen lässt, außer vielleicht dass Robert Prevost eine "Villanova Wildcat" ist, benannt nach dem Basketballteam der Hochschule, an der er einst seinen Studienabschluss machte.
Egal ob neuer Papst, neuer Bundeskanzler, neue Präsidentin oder neuer Präsident, weite Teile der Menschheit eint die Neugier nach Informationen zu deren Person und Vorlieben, oft mehr als nach dem Gehalt ihrer Aussagen und ihrem konkreten Tun und dessen Konsequenzen.
Welche Relevanz und Konsequenz hat die Wahl des neuen Papstes für meinen konkreten Alltag als getaufte Katholikin und Katholik? Betrifft mich das überhaupt? Auf den ersten Blick haben all die Pfarrer, Bischöfe, Gemeindereferentinnen, Ordensschwestern etc. wieder einen Chef, der im Hochgebet des Messkanons genannt wird und dessen Bild in der Sakristei und im Pfarrheim hängt. Und sonst?
Papst Leo ist der 267. Bischof der Diözese von Rom und damit gleichzeitig der Nachfolger des Apostels Petrus, der oberste Brückenbauer (Pontifex) der Kirche, Diener der Diener Gottes, Stellvertreter Jesu Christi und viele andere Amtsbezeichnungen mehr, egal ob mit oder ohne Armbanduhr.
Traditionelle Amtstitel hin oder her, als Papst ist es seine erste und wichtigste Aufgabe, der ganzen Welt den gekreuzigten und auferstandenen Jesus präsent zu machen. Genauso ist es meine und unsere Aufgabe, jeden Tag aus der Hoffnung Jesu Christi, an die wir glauben, zu leben. Das funktioniert mit einem ermutigenden Papst deutlich besser als ganz allein. Manche nennen das auch Teamwork, deshalb: davon bitte gerne mehr.
Die Autorin
Schwester Dr. Gabriela Zinkl SMCB ist Ordensschwester bei den Borromäerinnen, promovierte Theologin (Kirchenrecht) und in der Ordensleitung in Kloster Grafschaft.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.