Nach der Anfangseuphorie muss Papst Leo Farbe bekennen
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Ereignisreiche Monate liegen hinter der katholischen Kirche: von der langen Krankheit und dem doch plötzlichen Tod von Papst Franziskus über die Tage des Abschieds und der Beisetzung bis hin zum Konklave und der Wahl des Nachfolgers Leo XIV. Der ist nun seit vier Wochen im Amt – und das Interesse am neuen Pontifex ist nach wie vor ungebrochen. Jedes Wort, jede noch so kleine Handlung wird genau beobachtet. Doch nach der Anfangseuphorie stellt sich zwangsläufig die Frage, wohin dieser Papst seine Kirche führen wird.
Nach knapp einem Monat ist dabei sicher vieles noch Spekulation. Und dennoch liefern Aussagen früherer Weggefährten sowie erste Statements des neuen Kirchenoberhaupts Anhaltspunkte. Von einer Wertschätzung für Frauen in Leitungspositionen und für die Mitsprache von Laien – Stichwort: Synodalität – ist da etwa die Rede. Aber auch davon, dass Leo eben kein Revolutionär sei und in kirchlichen Reformfragen nicht nach vorne presche. Immer wieder scheint sie durch: die Kontinuität zu Vorgänger Franziskus.
Doch reicht eine bloße Weiterführung der alten Linie aus? Oder braucht es nicht vielmehr tiefergreifende Reformen, um die Kirche zukunftsfähig zu machen? Die jüngsten Zahlen zum Priesternachwuchs in Deutschland etwa sind mehr als alarmierend. Fast ironisch, dass sich zur selben Zeit mehr Frauen in einem Priesterseminar bewerben als es Neupriester in sieben deutschen (Erz-)Bistümern gibt. Die Kirche hätte also durchaus Möglichkeiten – wenn sie denn nur wollte.
Mit 69 Jahren ist der neue Papst verhältnismäßig jung, aller Voraussicht nach wird er lange an der Spitze der katholischen Kirche stehen. Eine Zeit des Stillstands über viele Jahre wäre jedoch fatal. Somit bleibt abzuwarten, wie schnell und wie mutig Leo XIV. in Sachen Kirchenreformen voranschreiten wird; in dem Zusammenhang dürfte es auch interessant sein zu beobachten, wie er künftig mit dem deutschen Synodalen Weg umgeht. Fest steht: Irgendwann wird der Papst Farbe bekennen müssen. Es bleibt also spannend.
Der Autor
Tobias Glenz ist Redakteur bei katholisch.de.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.