Vermittler im Ukraine-Krieg? Warum das für den Vatikan ein Risiko ist
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Wird im Vatikan bald über eine Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine verhandelt? Nach einem Telefonat mit Russlands Diktator Wladimir Putin hat US-Präsident Donald Trump den Kirchenstaat am Montag als möglichen Ort für Verhandlungen genannt. Auch der Vatikan selbst hat sich seit Beginn des Krieges in der Ukraine mehrfach als Vermittler zwischen den Kriegsparteien ins Gespräch gebracht. Und Leo XIV. hat die entsprechenden Initiativen seines Vorgängers Franziskus unmittelbar nach seiner Wahl aufgegriffen.
Dass Leo in den ersten Tagen seines Pontifikats so viel vom Frieden gesprochen hat, ist in einer Welt voller Kriege und Konflikte ein starkes und Hoffnung stiftendes Zeichen. Dass er den Vatikan zudem offenbar konkret als Ort für Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine anbietet, ist aller Ehren wert. Wie wunderbar wäre es, wenn der Vatikan einen Beitrag dazu leisten könnte, das seit mehr als drei Jahren andauernde Blutvergießen in der Ukraine endlich zu beenden!
Ob es dafür wirklich eine Chance gibt, ist allerdings höchst ungewiss, denn viele Fragen sind weiter völlig offen – allen voran diejenige, ob Putin überhaupt Frieden will. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass er weiter auf Zeit spielt, um vor möglichen Verhandlungen seine militärische Position in der Ukraine zu verbessern. Auch die Rolle der USA ist ein Unsicherheitsfaktor: Denn den selbsternannten "Dealmaker" Trump dürften vorrangig mögliche wirtschaftliche Vorteile für sein eigenes Land interessieren.
All das sind keine guten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Friedensengagement des Vatikans. Der ist als Vermittler zwar beileibe kein Neuling auf der internationalen Bühne. Der russisch-ukrainische Krieg mit seinen globalen Auswirkungen und den ebenso unseriösen wie unzuverlässigen Hauptpersonen Putin und Trump könnte für den Kirchenstaat aber doch eine Nummer zu groß sein und ihn am Ende sogar zwischen die Fronten der Supermächte geraten lassen. Leo XIV. muss deshalb aufpassen, dass er sich nicht gleich zu Beginn seines Pontifikats politisch die Finger verbrennt.
Der Autor
Steffen Zimmermann ist Redakteur im Korrespondentenbüro von katholisch.de in Berlin.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.